Ursula Maria Probst
Lebt und arbeitet in Wien
26 Positionen aktueller Kunst
Kunsthalle Wien, 13.10.2000 – 4.3.2001
Anlässlich seiner Eröffnung 1992 ein heiß debattiertes Provisorium, heute eine wichtige Location für Events, bildet der gelbe ‘Kunstcontainer’ am Karlsplatz den Schauplatz für die Ausstellung ‘Lebt und arbeitet in Wien’. In diesem letzten großen Projekt vor der Übersiedelung der Kunsthalle in das neue Haus im Museumsquartier im Mai 2001 wird anhand von 26 Positionen die aktuelle Situation der ‘Kunst in Wien’ thematisiert. Kein leichtes Unterfangen, bedenkt man die desperate und emotionalisierte Stimmung in der Szene, ausgelöst durch den Regierungswechsel in Österreich, der eine rechtspopulistische Partei an die Macht trieb und infolgedessen die Parole ‘Die Kunst der Stunde ist Widerstand’ zu einer Überlebensstrategie macht.
In der Absicht, nicht in die Fallen von Wiener Cliquenstrukturen zu geraten, favorisiert die Kunsthalle den Blick von außen, der nach Unverbrauchtem und Kontroversiellem sucht, und beauftragt die internationalen KuratorInnenen Paulo Herkenhoff (Museum of Modern Art, New York), Rosa Martínez (freie Kuratorin, Barcelona) und Maaretta Jaukkuri (Museum of Contemporary Art Kiasma, Helsinki) mit der Ausstellungsgestaltung. Keine sichere Garantie für Risikobereitschaft, wie zahlreiche Déjà Vus beweisen, wenn man in der Ausstellung mit den Highlights von renommierten Wiener Galerien und Ausstellungsräumen konfrontiert wird. Mit der Lektüre des Ausstellungskataloges steigt der Verdacht, dass die Selbstwahrnehmung der internationalen Bedeutung der Wiener Kunstszene drastisch mit der Fremdwahrnehmung durch KuratorInnen wie Maaretta Jaukkuri, der die Szene völlig unbekannt war, auseinander klafft. Wenn der Textbeitrag von Rosa Martínez mehr einer Spurensuche auf den Pfaden Sigmund Freuds gleicht, stellt sich die…