Lichtsicht 6 Projektionsbiennale
Und wieder leuchtet die Provinz!
29.09.2017 – 28.01.2018
von Susanne Düchting
Abseits der internationalen urbanen Kunstzentren hat man im Osnabrücker Land erneut die Gelegenheit, internationale Projektionskunst in ungewöhnlich großem Umfang und unter einmaligen Umständen zu sehen. Jenseits von Museum, Galerie oder Kino verwandeln nach Einbruch der Dunkelheit, Projektionen von 21 internationalen Video- und Medienkünstlern und -künstlerinnen den öffentlichen Raum in dem kleinen Kurort Bad Rothenfelde. Kurmittelhaus, Grünanlagen und Gradierwerke – Ingenieursbauten, die ursprünglich als Salzproduktionsstätte dienten und heute Freiluftinhalatorien sind – werden temporär zu Projektionsflächen. Ihre Ausmaße (bis zu 11m hoch, insgesamt rund 1km lang) und ihre Materialbeschaffenheit aus künstlich aufgestecktem Schwarzdornreisig, an dem permanent herabrieselendes Salzwasser Ablagerungen bildet und dadurch eine kristallin-rhizomatische Struktur erzeugt, stellen auf Produktions- wie auf Rezeptionsseite ungewöhnliche Bedingungen. Das Publikum muss sich entlang der von über 50 Outdoor-Beamern angestrahlten Projektionswände bewegen – anders als im Kino; und das spezifische Trägermedium wird zum Teil des Kunstwerks, es entstehen neue Bildwirklichkeiten, hervorgerufen durch die Patina und den Pathos des Bauwerks, durch Fraktionierungen und den leichten Soledunst vor der Wand. Eine palimpsestartige Situation wird erzeugt durch die aufeinanderfolgende Projektion einiger Arbeiten an die selbe Wandfläche sowie durch den Dialog mit früheren Lichtsicht-Ausgaben. Für die Kuratoren Manfred Schneckenburger und Peter Weibel (mit Idis Hartmann) war die „Lichtsicht“ von Anfang als Forum für die von ihnen postulierte autonome Kunstform „erweiterte Projektion“ konzipiert. Den Anspruch dieser Kunstform auf einen Platz in der Kunstgeschichte verkörpert wie keine andere Arbeit die „Kleine Kunstgeschichtsmaschine“ (1991/2017) von Andreas M. Kaufmann. Die…