Michaela Melián
Deutschland kommt in vielen Themen um die Ecke
von Maria Anna Tappeiner
Michaela Melián ist Künstlerin und Musikerin. In ihren Rauminstallationen, die meist auf reale Orte und Ereignisse verweisen, verbindet Melián historische Fakten und Erinnerungen zu visuellen und akustischen Collagen, wie etwa bei Memory Loops (2010), einem Hörspiel und interaktiven Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus in München, für das sie mehrfach ausgezeichnet wurde. Michaela Meliáns Interesse gilt nicht dem offensichtlichen, bekannten Bild von Ereignissen oder Biografien, sondern den verschiedenen Ebenen und Widersprüchen von persönlicher Erinnerung und offizieller Darstellung. In vielen ihrer Arbeiten verbindet Melián verschiedene Medien wie Zeichnung, Installation, Film und Sound. Auf diese Weise entstehen visuelle und musikalische Assoziationen, die ein Thema umkreisen, verfremden und überlagern. 1980 gründete sie gemeinsam mit Thomas Meinecke, Justin Hoffmann und Wilfried Petzi in München die Band Freiwillige Selbstkontrolle (F.S.K.). Daneben macht sie auch Soloplatten und Hörspiele und hat 2013 die Filmmusik für den deutschen Spielfilm Finsterworld von Frauke Finsterwalder produziert.
Maria Anna Tappeiner: Welche Rolle spielen in deiner Arbeit Themen und Motive aus Deutschland? Welche Kontexte und Fragestellungen interessieren dich mit Blick auf Deutschland?
MICHAELA MELIÁN: Da ich in Deutschland lebe, komme ich gar nicht umhin, mich täglich mit Deutschland, seiner Sprache, Kultur, Geschichte, Politik, der Landschaft, seinen Institutionen und Medien auseinanderzusetzen, natürlich immer in einem globalen Zusammenhang gesehen. Und da ich in Deutschland (Bayern) geboren und aufgewachsen bin, bin ich in allem geprägt worden durch Institutionen in ihren (west)deutschen Formen, wie Familie, katholischer Kindergarten, Schule, Universität, und vor allem durch die deutsche Sprache….