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Titel: Wendezeiten – Deutschland in der Kunst · von Isa Bickmann · S. 114 - 115
Titel: Wendezeiten – Deutschland in der Kunst , 2015

Gregor Schneider

Von Isa Bickmann

Ich bin mir nicht sicher, ob ich gerade Zeugin einer Dämonenaustreibung Gregor Schneiders oder Deutschlands geworden war“, schrieb Kate Britton nach dem Besuch einer Ausstellung von Gregor Schneider in der Dominik Mersch Gallery in Sydney im Frühjahr 2014, die unter dem Titel German Angst mehrere Werkkomplexe vorstellte.1 Unter demselben Titel zeigte der Künstler wenige Monate später im Rahmen der Yokohama Triennale (1.8.–3.11.2014) eine düstere Rauminszenierung in der Tiefgarage des Yokohama Museum of Art. Innerhalb der gebauten Räume konnten die Besucher durch den in den Boden eingelassenen zähen Schlamm waten. Der im Englischen als deutsche Eigenart verstandene Begriff „German Angst“ bezeichnet eine Form von Zögerlichkeit und Scheu, kann aber auch als quasi schwarzromantischer Grusel unbestimmter Ursache in der Nachfolge der Existenzphilosophie (Kierkegaard) wie auch als aus der Angst geborene Aggression verstanden werden.

Gregor Schneider gilt als Meister der unheimlichen, klaustrophobischen Rauminszenierungen. 1985 hatte er als Sechzehnjähriger begonnen, das Innere jenes Hauses u r in der Unterheydener Straße 12 im nordrhein-westfälischen Rheydt einem permanenten Veränderungsprozess durch den Einbau von vorgelagerten Wänden, Fenstern und Türen zu unterziehen. Schneider meidet die Begriffe „Installation“ und „Environment“. Er baue Räume, sagt er.2 In einem neueren Interview erklärte er: „Häuser begreife ich wie Skulpturen.“3

Internationale Bekanntheit erlangte Schneider, als 2001 ganze Räume aus dem Haus u r in den deutschen Pavillon der 49. Biennale von Venedig transferiert wurden und der Künstler dafür den Goldenen Löwen erhielt. Das Haus u r (u für Unterheydener Straße und r für Rheydt) wird bei jeder Transplantation seiner Teile in ein…

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