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Titel: Wendezeiten – Deutschland in der Kunst · von Maria Anna Tappeiner · S. 66 - 73
Titel: Wendezeiten – Deutschland in der Kunst , 2015

Cornelia Schleime

Der gute Künstler des Ostens hatte kauzig zu sein, sonst war er ein angepasster Staatsdiener
von Maria Anna Tappeiner

Cornelia Schleime sucht in der Kunst immer nach Ausdrucksformen, die ihr eigenes Lebensgefühl spiegeln. Dafür bedient sie sich verschiedener Medien, sei es die Malerei, die Zeichnung, die Performance, der Film oder das Schreiben. 1953 im Osten Berlins geboren, wurde Cornelia Schleime über einige Umwege zum Kunststudium zugelassen. Schon früh litt sie unter der Provinzialität der DDR, der Unterdrückung von Individualität. Um sich davon zu befreien, begann Cornelia Schleime mit Selbstinszenierungen, Performances und Körpermalaktionen. Daneben drehte sie auch Super-8-Filme. Nach Ausstellungsverboten und mehreren Ausreiseanträgen konnte Schleime 1984 endlich die DDR verlassen. Sie zog nach Westberlin, musste aber wegen der überhasteten Ausreise außer ein paar Schmalfilmen, Fotos und Bildtagebüchern ihr gesamtes Frühwerk zurücklassen, das seitdem verschollen ist. Cornelia Schleime geht es in ihrer Kunst immer um Verwandlung. Ihre Gouache-Serien Mutationen und Camouflage zeigen fragile Zwitterwesen, halb Mensch, halb Tier. In vielen Porträtarbeiten schlägt sich ihr Interesse am Menschen nieder, oft werden diese Sujets in thematischen Serien bearbeitet. Als 1989 die Mauer fiel und Schleime wenig später die Möglichkeit hatte, ihre Stasi-Akte einzusehen, verarbeitete sie ihre Erfahrungen in der Serie Bis auf weitere gute Zusammenarbeit, Nr. 7284/85 (1993). In der vierzehnteiligen Fotoinszenierung stellte sie einige der in den IM-Berichten beschriebenen Situationen mit Selbstauslöser persiflierend nach. Für Cornelia Schleime war das eine sehr persönliche Form, ihren „Ekel gegenüber dem politischen System“ der DDR auszudrücken, das auch vor ihrer Intimsphäre nicht haltmachte. Sie „hatte das Gefühl,…


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von Maria Anna Tappeiner

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