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Biennalen: Berichte · von Sabine B. Vogel · S. 216 - 219
Biennalen: Berichte , 2015

14. Istanbul Biennale

Überwältigt vom Salzwasser

von Sabine B. Vogel

Anders als institutionelle Ausstellungen bieten Biennalen nicht nur eine große Schau, sondern schicken uns auch quer durch die Stadt. Dieses System vieler, nur provisorisch adaptierter Orte wird heuer mit der Istanbul Biennale (IB) bis zur völligen Verzettelung strapaziert. Denn die 14. IB ist eine Schnitzeljagd in 36 Räume, die vom nördlichen Bosporus bis zu den südöstlichen Prinzeninseln reichen. Das bedeutet dreistündige Bootsfahrten, enorme Fußwege und herausfordernde Kontexte. Einige Werke sind in muffigen Kellern von Hotels untergebracht, andere in leeren Garagen, in Gärten, Geschäften, Privathäusern, Ruinen, auf Booten und am Meeresgrund, aber auch im privaten Ausstellungshaus ARTER und in Orhan Pamuks „Museum der Unschuld“. So weit die Wege, so kurios die Orte, so überwältigend sind auch die vielen Themen, die in den Werken angeschnitten werden – und das hat System. Denn Kuratorin der diesjährigen Ausgabe ist Carolyn Christov-Bakargiev (CCB), die schon 2012 die documenta als Herausforderung anlegte. In Istanbul wählt sie dafür einen elastischen Titel: „Saltwater: A Theory of Thought Forms“.

Bezugspunkt ihres Konzeptes ist das Meer, der Bosporus. ´Salzwasser´ und ´Wellen´ sollen die Beiträge der 80 KünstlerInnen zusammenhalten. Die schönste Antwort darauf trägt Lawrence Weiner bei: „On the verge“ steht in einer Strichgraphik. Platziert ist es auf einem Leuchtturm, der weit draußen steht, dort, wo der Bosperus auf das Schwarze Meer trifft. Aber es wurde auch als Tattoo verteilt, wir trugen es auf unserer Haut durch die Stadt. ´On the verge´ balanciert auch Istanbul aufgrund der Menge syrischer Flüchtlinge und vor allem des neu…

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