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Ausstellungen: Berlin · von Peter Herbstreuth · S. 336 - 337
Ausstellungen: Berlin , 1999

Peter Herbstreuth
Michel François

»Bureau augmentée«
Galerie Gebauer, Berlin, 20.11.1998 – 16.1.1999

Eine Ausstellung besteht aus drei Elementen: Kunst, Raum, Handlung. Meistens wird der deklarierten Kunst die größte Aufmerksamkeit geschenkt. Denn sie steht zum Verkauf. Doch seit Künstler auf die Präsentation am gegebenen Ort Wert legen, gewinnt der Raum und die Beziehungen der Einzelwerke untereinander Bedeutung. Und da mittlerweile die Rolle der marktgesellschaftlichen Zusammenhänge, in denen Kunst erscheint, kalkuliert wird, werden auch die Handlungen des Publikums, der Kritiker, Galeristen, Sammler und Sponsoren als bedeutungsstiftend erkannt. Deshalb ist eine Ausstellung das Gesamtereignis der drei Kraftfelder: Kunst, Raum, Handlung.

Michel François hat diese Verschränkung überzeugend inszeniert. Er schließt an eine Tradition von künstlerischen Interventionen an, die das Spannungsfeld von Galerie und Atelier, Produktion und Repräsentation in das Licht der Gegenwart setzten und die Frage, wie Künstler in einer entzauberten Welt handeln, im Spiegel der Galerie verankerten.

Das “erweiterte Büro”, so der Titel der in alle Räume übergreifenden Inszenierung des in Brüssel lebenden Michel François, gibt nun der guten alten Kunsthandlung wieder einen Akzent des Aktuellen. Kunst, Raum, Handlung sind schlüssig ineinander verflochten. Das Büro ist überall und überall ist Kunst. Dazwischen arbeitet der Galerist mit seinen Assistenten. Viele Elemente verweisen auf Kommunikation und Gewalt. Zwischen den Regalen mit der Korrespondenz von Künstlern und Kunden flimmert eine Projektion. In einem Zimmer hängt ein tropfenförmiges Ensemble mit Wasserbomben. In einem weiteren Zimmer stehen Telefon, Fax, Terminplaner, Schreibutensilien in einem Meer von Patronenhülsen und Pillen. Der Boden ist übersäht mit Münzgeld, worauf sich Tageszeitungen stapeln. Ein Lautsprecher überträgt das…



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von Peter Herbstreuth

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