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Titel: 57. Biennale Venedig - Länderbeiträge Arsenale · von Susanne Boecker · S. 352 - 355
Titel: 57. Biennale Venedig - Länderbeiträge Arsenale , 2017

Neuseeland

Lisa Reihana

Emissaries
Komissar: Alastair Carruthers
Kuratorin: Rhana Devenport Ort: Arsenale

Im Jahre 1806 stellte die französische Tapetenmanufaktur Joseph Dufour et Cie auf einer Messe im Louvre eine spektakuläre Panoramatapete vor. Auf 20 Papierbahnen reihen sich idyllische Szenen aus der Südsee aneinander. „Les Sauvages de la Mer Pacifique“ war eine der ersten Panoramatapeten überhaupt und ihre Produktion war enorm aufwändig. Tausende von Holzmodeln mussten gedruckt werden, außerdem wurden die Papiere von Hand und mit Schablonen bemalt. Mit einer Gesamtlänge von zehn Metern war sie die längste Panoramatapete ihrer Zeit.

Obwohl die Illustrationen von den legendären Reisen des englischen Seefahrers James Cook inspiriert waren, handelt es sich bei den Darstellungen keineswegs um realistische Beschreibungen der ersten Kontakte von Europäern mit den Bewohnern der Pazifikregion. Zwar sind die Szenen auf Tahiti angesiedelt, jedoch zeigen die Figuren klassische Posen und tragen griechische Roben. Mit solchen Kunstgriffen hatte der Designer Jean-Gabriel Charvet seine Bilder dem idealisierenden Geschmack der Zeit angepasst.

Die spektakuläre Tapete kam beim Publikum hervorragend an und verkaufte sich in Europa ebenso gut wie in Nordamerika. Bot sie doch die Möglichkeit, sich den Mythos des „Südseeparadieses“ ins eigene Heim zu holen. Die dekorativen Bilder luden zu Träumereien ein, sie beflügelten sehnsüchtige Fantasien und befriedigten ästhetische Ansprüche an die Innendekoration. Heute ist „Les Sauvages de la Mer Pacifique“ die am häufigsten reproduzierte Darstellung der Südsee aus dem Zeitalter der Aufklärung.

Mehr als zwei Jahrhunderte nach seiner Produktion unterzieht Lisa Reihana (Ngā Puhi, Ngāti Hine, Ngāi Tu) dieses idyllische Südseepanorama einer kritischen Revision. Ihr…

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