LA BIENNALE – GIARDINI
Österreich
ECKE BONK, PETER FRIEDL, RAINER GANAHL, CHRISTINE UND IRENE HOHENBÜCHLER, KNOWBOTIC RESEARCH, WOCHENKLAUSUR
KOMMISSAR: PETER WEIBEL
PAVILLON: JOSEF HOFFMANN
Der Primzahl-Rekord ist zwar zunächst einmal gebrochen, eine Gruppe von Mathematikern hat offenbar (Stand 30. Juni 1999) eine Primzahl mit ungefähr zwei Millionen Stellen gefunden1, doch die Jagd geht weiter: Schon sind Preise für Primzahlen mit mindestens zehn Millionen und mehr Stellen ausgeschrieben. Es paßt also, wenn Ecke Bonk, Gründer der typosophic society, im Katalogbuch zum österreichischen Biennale-Beitrag die ersten 10000 Primzahlen aufführt. Immerhin sollen heuer Prozesse dargestellt, besser noch: in Gang gebracht werden. “Offene Handlungsfelder” nennt Peter Weibel das theoretische Dispositiv, unter dem er Manifestationen zusammenfaßt, die vom Wortspiel über politische Internet-Aktivitäten und naturwissenschaftliche Hypothesen bis hin zu konkreten Hilfsmaßnahmen für das Kosovo reichen. The typosophic society etwa hat die Landeskennung auf dem Josef-Hoffmann-Bau modifiziert, so daß aus “Austria” jene Sterne werden, die man nach einer lateinischen Sentenz auf beschwerlichen Pfaden erreicht (per aspera ad astra). Und statt der rot-weiß-roten Fahne der Republik weht das “Neue Kurdenbanner” (New Kurdish Flag) über dem österreichischen Pavillon – ein politisches Statement von Peter Friedl, der – in unmittelbarer Nachbarschaft zum jugoslawischen Pavillon – die ungleiche Analogie Kurden-Kosovaren samt der unterschiedlichen Behandlung beider Ethnien durch die sogenannte internationale Gemeinschaft evoziert. Immerhin erwiesen sich auch die Städte und Regionen der Bundesrepublik Serbien, die während der NATO-Bombardierungen als offene Schlachtfelder dalagen, als “offene Handlungsfelder” – zumindest für die Schwestern Hohenbüchler, die in den Giardini eine Einfach-Wohnwabe für Flüchtlinge als Prototyp vorstellten, der in den…