Jens Rönnau
»Unsichere Grenzen«
Daniele Buetti, Bea Emsbach, Martin Honert, Dieter Huber, John Isaacs, Ron Mueck, Tony Oursler, Diego Schindler-Castro
Kunsthalle zu Kiel, 17.6. – 29.8.1999
Welche Grenzen werden von der Kunst berührt, thematisiert oder welche überschritten? Gibt es Grenzen für die Kunst? Solche Fragen kann die Ausstellung der Kieler Kunsthalle aufwerfen, die damit ein aktuelles Thema der 90er Jahre trifft, wo die Fragen nach Ordnung und Sicherheit, nach Orientierung und Identität wieder gesellschaftsbewegende Themen sind. Unter dem Motto “Unsichere Grenzen” hat Beate Ermacora als Kuratorin des Hauses ein weiteres Kapitel ihrer inzwischen bekannten Themenausstellungen aufgeschlagen. Acht internationale Künstlerinnen und Künstler sind an der vielschichtigen Schau beteiligt.
Schon während der Presse-Vorbesichtigung der Ausstellung hatten die Veranstalter Mühe, gegen das lustvolle Stöhnen einer Frau anzureden – mal lauter, mal verhalten, aber nonstop. Es klingt durch die gesamten Ausstellungsräume. Um so überraschender, dass der Klang aus einem Reisekoffer in einer Ecke kommt: Eine Puppe liegt darinnen, auf ihren weißen Kopf wird ein Video geblendet – der Kopf jener lustvollen Dame in Aktion. Doch wie unsicher wird man angesichts dieser eher bedrückenden Installation und den scheinbar eindeutigen Geräuschen: Was passiert eigentlich mit dieser Person, von der man nur den Kopf sieht und die Geräusche hört? Erlebt sie gar eher Angst in ihrem engen Koffer? Der New Yorker Tony Oursler als Urheber ist bekannt für ähnlich vieldeutige Werke, die zunächst so eindeutig scheinen. An anderer Stelle liegt “Trance”, jene weiße Kugel, auf die nichts als ein sich bewegender Augapfel projiziert wird. In diesem Fall weiß man, dass…