LA BIENNALE – GIARDINI
Korea
LEE BUL, NOH SANGKYOON
KOMMISSAR: MITSOOK SONG
ASSISTENT: SEUNGDUK KIM
Zwischen den Gigabyte-Dimensionen des Cyberspace und der momentanen Unendlichkeit akuter Todesangst sind die beiden Beiträge situiert, mit denen die Republik Korea zum nunmehr dritten Mal im eigenen Pavillon antritt. Lee Bul begibt sich mit zwei wohlig ausgepolsterten Karaoke-Kabinen an die Schnittstellen zwischen standardisierter Kulturproduktion und individuellen Sehnsüchten. Mit den kuscheligen Vergnügungszellen, in die sich zwei, drei Menschen pferchen lassen und denen sie eine Video-Großprojektion als Bild eines sprachlosen öffentlichen Raums entgegenstellt, führt Lee Bul ihre Auseinandersetzung mit dem weiblichen Körper in der High-Tech-Gesellschaft ebenso fort wie die Reflexion menschlicher Primärbedürfnisse oder jener “phallozentrischen soziopolitischen Struktur, die in der jüngeren koreanischen Geschichte durch eine Reihe von Militärregierungen verstärkt wurde”1. Formal sind Lee Buls Karaoke-Kabinen Weiterentwicklungen ihrer plüschig-monströsen, grotesk-erotischen, wulstig wuchernden und animalisch tentakelnden Ganzkörperkostüme, wie sie die Künstlerin für ihre Performances im Stadtraum von Seoul und Tokyo verwendete (“Sorry for suffering – You think I’m a puppy on a picnic?”, 1990). In ihnen manifestiert sich eine durchaus auf gesellschaftliche Zusammenhänge ausgedehnte Radikalsynästhesie, wie sie Lee Bul mit ihrer Installation “Majestic Splendor” auf die Spitze treibt. Die Arbeit, die erstmals 1997 im Museum of Modern Art, New York, gezeigt wurde und die jetzt als Neuauflage in dAPERTuttO zu sehen ist, besteht aus kleinen Plastiktüten, in die mit Pailletten geschmückte Fische eingeschweißt sind; deren Verwesung soll das Werk ins (ätzend) Olfaktorische erweitern. Wird auf diese Weise der Kunstraum als Ort ästhetischer Kontemplation zugleich entgrenzt und außer Kraft gesetzt, so stellt ihn…