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Ausstellungen: Berlin · von Hermann Pfütze · S. 306 - 309
Ausstellungen: Berlin , 2007

Hermann Pfütze
R A U M . Orte der Kunst

»Die vertrauten Sichtweisen sind umzustoßen«
Akademie der Künste, Berlin, 23.2. – 22.4.2007

Mit diesem starken Wort Michel Foucaults überschreibt Angela Lammert, die mit Matthias Flügge und Robert Kudielka die Ausstellung gemacht hat, ihren erhellenden Katalogbeitrag zum Kunstraum der Nachkriegszeit. Die Ausstellung thematisiert zwei zentrale Erfahrungen des 20. Jahrhunderts:

Die Erschütterung der Sinneswahrnehmungen und des Raumempfindens sowie die Ortlosigkeit der Kunst. ‘Raum’ meint dabei Abstrakt-Allgemeines wie Luft-, Lebens-, Stadt- oder Weltraum, wie innen und außen, oben und unten. Orte dagegen sind konkret und “voreingenommen” von Menschen, Dingen, Gefühlen, Absichten. Sie ordnen den Raum und sind sein “Kulturformat”. (Volker Demuth im Katalog, S.97) Von den Anfängen der Bewegungsfotografie, über Raumplastik und OpArt, bis zu Becketts und Giacomettis “leeren Räumen” geht es darum, die Sinne aus dem räumlichen Gleichgewicht zu bringen. Und zweitens haben die Künste in der Moderne ihre traditionellen Orte verlassen, wie Museen, Akademien und Paläste. Fast jeder Ort, vom Erd- bis zum Körperinneren, vom Abrisshaus bis zur website, kann zumindest für Augenblicke zum Kunstraum (v)erklärt werden. Diese neuen Orte gewinnen mit der Entmachtung der traditionellen umso stärkere prekäre Macht, da die Künste, wie Obdachlose aufs Asyl, nun auf sie angewiesen sind.

Beide Erfahrungen unterliegen freilich einem Kräfteverhältnis: Was ist jeweils stärker: der Ort oder die Kunst, das sinnliche Raumempfinden des Betrachters oder seine Erschütterung durch das Kunstwerk? Hat es mich bewegt oder gar ‘umgehauen’, ist der Kunstort die Attraktion oder dominiert der Raum?

Der historisch-chronologische Teil der Ausstellung in den…



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