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Ausstellungen: Paris · von Heinz-Norbert Jocks · S. 373 - 374
Ausstellungen: Paris , 2008

Heinz-Norbert Jocks
Richard Serra

Promenade
Grand Palais, Paris, 7.5.-15.6.2008

Vielleicht ist Richard Serra, der 1939 in San Francisco geboren wurde, in seinem Herzen mehr ein überzeugter Zeichner und, ohne es jemals selbst realisiert zu haben, nur widerwillig der als Superstar gepriesene Bildhauer, dessen Streben ins Gigantische paradoxerweise mit einer minimalistischen Kunst der Reduktion einhergeht. Die Idee, Serra ziehe in geschlossenen wie in offenen Räumen so, als wolle er diese ermessen oder ausleuchten, mithilfe seiner mehr ins Vertikale als ins Horizontale weisenden, leicht schräg geneigten, uns in die Knie zwingenden, scheinbar vom Umkippen bedrohten, bei aller Übermächtigkeit so zierlich wirkenden Skulpturen feine, sich in himmlische Höhen aufschwingende, dem Geist der Geometrie abgetrotzte Stahllinien, kam dem Schreibenden zum ersten Mal in Venedig fast beiläufig im Vorfeld der Biennale an der Seite von Harald Szeemann. Bei der von einem Rekorder aufgenommenen Wanderung durch die damals hinzugewonnne Halle entlang der hohen Stahlwände, die einen spiralenförmig in einen inneren Bezirk sogen, berichtete der Ausstellungsmacher einerseits von den kaum lösbaren Schwierigkeiten bei der praktischen Umsetzung dieses tonnenschweren Unternehmens auf dem Seeweg. Andererseits schwärmte er von der unerträglichen Leichtigkeit des skulpturalen Seins. Beim Passieren des Wegs, den die Wände in Linienform markierten, drängte sich einem tatsächlich eine körperliche Erfahrung auf. Nicht nur der Raum zwischen den gewölbten Stahlplatten, die den Menschen wie ein Mantel umspannten, war da auf einmal als Ort körperlich spürbar. Auch die Bedeutung von Wänden als Begrenzungen einer sich in Nichts verlierenden, eben unbegrenzten…



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von Heinz-Norbert Jocks

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