Heinz-Norbert Jocks
Robert Barry
Wie in einem Buch
Galerie Bugdahn und Kaimer, Düsseldorf, 11.9. – 24.10.1992
Robert Barry, der 1936 in der Bronx geborene Raumakrobat im Bann des Abstrakten, steht den rigorosen Schwarzfeldern Ad Reinhardts nahe, der sich ja ebenfalls an Phänomenen am Rande unserer optischen Wahrnehmung abrackerte. Schrift hat es Barry angetan, aber keineswegs in dem Sinne, daß er lesbare Informationen aus aller Welt oder literarische Mitteilungen auf die Reise schickt. Er ist kein Poet auf dem Feld der Malerei, auch kein Erzähler, sondern einer, der, da er beabsichtigt, uns zu verunsichern, mit Wörtern Zwischenräume zaubert. Mit Buchstaben schmeißt er nur so um sich und erklärt sie zum beliebten Spielmaterial, ohne zu verhehlen, auf bestimmte Wörter fixiert zu sein. Er entpuppt sich als vertrackter Artist mit Konzept und linguistischer Vorbildung, der ganze Räume, egal, wie groß, in Installationen aus schablonenhaften Lettern verwandelt. Wie unauflösbare Puzzles legt er Wortkonstellationen an, die, wenn sie nicht gerade um die Ecken huschen, als verspielte Testtafeln des Augenoptikers durchgehen könnten.
Nach asketischen, geometrischen Kompositionen, in denen zumeist kleinteilige Elemente regelmäßig verteilt waren, ertestete Barry am Anfang seiner künstlerischen Laufbahn räumlich angelegte Konstellationen und grafische Feinvernetzungen mit modellhaften Baumschablonen. Seit Mitte der siebziger Jahre bahnen sich vor allem monochrome Farbtafeln mit präzisen Wort-Einsprengseln in der Randzone oder als Kreuzung im Mittelfeld an. Dabei sind diese Versalien so winzig geraten, daß sie einem ästhetischen Geheimcode anzugehören scheinen. Für seine lettrischen Kabinettstücke zieht Barry wie sein Kollege LeWitt Millimeterpapier vor, womit er nicht nur Diszplin erpreßt, denn bereits von sich aus…