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Ausstellungen: Basel · von Hans-Dieter Fronz · S. 296 - 298
Ausstellungen: Basel , 2014

Hans-Dieter Fronz
Spielobjekte

»Vom Baumarkt ins Museum«
Tinguely Museum, Basel, 19.2. – 11.5.2014

Vor Kurzem zeigte die Städtische Galerie Bietigheim-Bissingen eine interessante Ausstellung mit dem Titel „Raw Materials. Vom Baumarkt ins Museum“. Es ging um die Vorliebe zeitgenössischer Künstler für gewöhnliche und eigentlich kunstfremde Materialien, wie sie in jeder Obi- oder Bauhaus-Filiale erhältlich sind. Natürlich war Thomas Rentmeister eingeladen worden, der einen riesigen Kabelsalat anrichtete, mit dem er einen ganzen Raum bespielte; natürlich Erwin Wurm, der für eine seiner „One minute sculptures“ lediglich zwei leere Plastikeimer benötigte. Und selbstredend fehlte auch Günther Uecker nicht, vermutlich seit Jahrzehnten Stammkunde im Düsseldorfer Fachhandel für Eisenwaren.

Ganz am Schluss des Parcours wartete auf den Besucher noch eine Arbeit des jungen französischen Künstlers Benjamin Sabatier. „The End“ bestand aus dem gleich lautenden kalligrafischen Schriftzug – geschrieben freilich nicht mit Tinte oder Filzstift, sondern Hunderten von Nägeln, vom Künstler selbst mit einem Hammer in die Wand getrieben. Teil des Werks war ein Bausatz von Nägeln mit Bedienungsanleitung und der impliziten Botschaft: Do it yourself oder, ins Deutsche übersetzt: Sei dein eigener Uecker! Als Heimwerker, so durfte man die Kombination aus Nagel-Schrift und Nagel-Kit verstehen, kann das Werk im Grunde jeder zu Hause reproduzieren.

Sabatiers Arbeit könnte einer breiten Strömung der Gegenwartskunst als Emblem dienen. Kunst ist eine Allerweltstätigkeit, flüstert sie uns ein, der Künstler nicht Magier, sondern Handwerker, auch der Rezipient nicht passiver Betrachter, sondern seinerseits ein potentieller Künstler. Jeder Mensch ein Künstler – das wusste bekanntlich schon Beuys, man könnte hier von einer Demokratisierung der Kunst sprechen….



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von Hans-Dieter Fronz

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