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Magazin: Symposien & Kongresse · von Rainer Metzger · S. 434 - 435
Magazin: Symposien & Kongresse , 2002

RAINER METZGER
Symposion: Das Jahrhundert der Avantgarden

Institut für die Wissenschaften vom Menschen, Wien, 30.11. – 2.12.2001

Manchmal sagen Orte mehr als Worte. In diesem Sinn konnte man es als sehr beredt ansehen, dass das eloquente Stelldichein von Literatur- und Kunstwissenschaftlern, die das Wiener Institut für die Wissenschaften vom Menschen zusammenrief, in den Räumen von nichts geringerem als der “Österreichischen Beamtenversicherung” stattfand. Mit einer Rede von deren Generaldirektor ließ man “Das Jahrhundert der Avantgarden” auch gleich beginnen und lernte sofort zweierlei: Erstens, dass einer Versicherung und ihrem obersten Repräsentanten solche Nischenexistenzen wie Avantgardisten und ihre Interpreten völlig egal sind. Zweitens, dass das verflossene Säkulum nicht nur von den Avantgarden geprägt war, sondern auch, und womöglich gehört das zusammen, von der Sozialdemokratie. Als dann im Verlauf der Tagung Michael Müller, weiland Co-Autor von “Die Villa als Herrschaftsarchitektur” und vor Ort mit dem Thema “Avantgarde, Subjekt und Massenkultur” vertreten, vorschlug, man solle “die Substanzen der Avantgarde verbindlich für die Schulen” machen, lag die Quintessenz, gleichsam zum mit nach Hause Nehmen, auf dem Tisch: Die Lehre von der ewigen Wiederkehr des Dissidenten gehört einfach ins Curriculum.

Müllers didaktischer Elan war wohl ganz im Sinn der Veranstaltung, denn zum einen erntete er nur Zustimmung und zum anderen liest man im Einführungstext, den Cornelia Klinger, Wien, und Wolfgang Müller-Funk, Birmingham, die beiden Masterminds der Tagung, verfassten, folgendes: “Ein Begriff und eine Praxis der Kunst, die ganz ohne die Ideen und Ideale der Avantgarde auskäme, ist auch in der Gegenwart schwer vorstellbar”. Jenseits aller Ismen und Manifeste war damit…


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