Unfair
Die bundesdeutsche Messelandschaft ist um eine Veranstaltung reicher: unter dem bezeichnenden Titel »Unfair – The Real Art Fair« macht sie in Köln der traditionsreichen »Art Cologne« Konkurrenz. Die von den Kölner Galeristen Tanja Grunert, Michael Janssen und Christian Nagel initiierte Kunstschau versteht sich als Gegenveranstaltung zur Kölner Messe. Nach Auffassung der Organisatoren werden in Köln Innovationen durch die auf Mehrheitsentscheidungen basierende Struktur verhindert. Trotz der Übergröße entsprächen die teilnehmenden Galerien nicht mehr den Anforderungen der 90er Jahre. Hier will die Alternativveranstaltung Akzente setzen und zugleich einem sich verbreitenden »allgemeinen Desinteresse an Kunst« entgegenwirken. Zugrundegelegt ist ein Kunstverständnis, das Kunst prinzipiell als »Mittel der Kritik« und nicht als Sammelobjekt oder Ware begreift – folgerichtig ist die Gegenmesse mit dem Etikett »Informationsveranstaltung« ausgezeichnet. Als Käufer angesprochen werden diejenigen, »die sich als aktive Beteiligte in einem international vernetzten Kommunikationssystem begreifen« und die Kunst finanziell unterstützen wollen.Von den insgesamt 28 Ausstellern der Alternativmesse kommen 20 aus dem Ausland, darunter fünf aus den USA. Die Veranstalter konnten eine Vielzahl namhafter Galeristen gewinnen wie die Grazer Galerie Bleich-Rossi, Annette Gmeiner aus Stuttgart, die New Yorkerin Pat Hearn oder die Wiener Galerie Metropol. Letztere nimmt »aus Solidarität mit den jungen Galerien« teil. Pluspunkte seien außerdem preiswerte Standmieten und ein von Inhalten bestimmtes Programm.Trotz des interessanten Angebots stellt sich die Frage, ob die Initiative nicht vor allem auf »innerbetriebliche Querelen« zwischen den Organisatoren und dem Galeristenverband zurückzuführen ist. Der Titel kann ja auch in diese Richtung gedeutet werden: hier versammeln sich diejenigen, die sich unfair behandelt fühlen. Überhaupt…