2. RIBOCA 2020 — And suddenly it all blossoms
Eine Geisterbiennale für überhörte Stimmen
von Sabine B. Vogel
Einige kleinere Biennalen eröffneten bereits, aber mit der RIBOCA 2 in Riga wagt Mitte August die erste große, internationale Ausstellung den Weg aus dem Corona-Stillstand. Knapp 50 Künstler*innen lud Kuratorin Rebecca Lamarche-Vadel ein. Führte der Parcours 2018 quer durch die Stadt, so konzentriert sich jetzt alles auf das ehemalige, nur zwanzig Gehminuten von der Altstadt entfernte Hafengelände Andrejsala: 20 Hektar Industriebrache, ein Parcours vom Hangar durch Gestrüpp, am Hafen entlang bis zur großen Lagerhalle als Hauptort.
Ein Areal, wie geschaffen für eine Biennale, großflächig, roh, schmutzig, zugewuchert. Und perfekt für das Thema der RIBOCA 2: der drohende „Kollaps“ unserer Welt, das Ende der „hoffnungslosen Narrative“, wie Lamarche-Vadel im Ausstellungsführer schreibt. Die Biennale frage, wie wir alternative Lebensformen entwickeln, wie wir mit anderen Wesen fair zusammenleben, welche neuen Mythen die „anthropozenischen Narrative der westlichen Kultur“ ersetzen können. Der optimistische, von der lettischen Dichterin Mara Zalite entliehene Titel weist die Richtung: „And suddenly it all blossoms“.
Bei einem Budget von gut 4 Million Euro, weitgehend privat finanziert vom Vater der Biennale-Gründerin Agniya Mirgorodskaya, ist es eine zentrale Mission der RIBOCA, möglichst viele Werke vor Ort produzieren zu lassen. Dann kam am 16.03.2020 der Lockdown. Jetzt konnten Arbeiten nicht weitergeführt, Werke nicht transportiert, Künstler*innen nicht eingeflogen werden. Lamar-che-Vadel entschied, trotzdem so viel wie möglich fertigzustellen, im engen – digitalen – Austausch mit den Künstler*innen aufzubauen, um dann einen Film vor Ort zu drehen. Anfang August kamen neue Corona-Lockerungen, die…