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Ausstellungen: Hamburg · von Hajo Schiff · S. 276 - 277
Ausstellungen: Hamburg ,

Hamburg
The Futureless Memory

Kunsthaus Hamburg 19.09.–22.11.2020
von Hajo Schiff

Bieten Kunst und Wissenschaft im Exil eine utopische Heimat? Wenn Ergin Çavuşoğlu in seinem Re-Enactment-Video zeigt, wie einst Flüchtlinge 1989 mühsam ein Klavier über die bulgarisch-türkische Grenze schoben, stellt sich Musik wichtiger als nationale Zugehörigkeit dar. Die Möglichkeiten, emotionale Verortungen zu entwickeln, die über verlorene Heimat und fremde Zuflucht hinausgehen, loten in dieser Ausstellung zwölf künstlerische Recherche-Projekte zum Thema Exil und erzwungene Lebensumwege aus. Die Zusammenstellung von aktuellen Künstlerarbeiten und historischen Dokumenten kuratierte Katja Schroeder nach einem Konzept der Istanbuler Künstlerin Dilek Winchester.

Der Ausstellungstitel „The Futureless Memory“ bezieht sich auf die Schriften des türkisch-zypriotischen Psychiaters und Friedensforschers Vamuk Volkan und beschreibt in etwa, dass die zu starke Verhaftung in der Erinnerung die Chance auf die Zukunft verbaut. Dabei sollte nicht Integration angestrebt werden, sondern ein Bezug auf übergeordnete Systeme. Sich unabhängig von der speziellen Herkunft einer transnationalen Community zugehörig zu fühlen, mag besonders in Kunst und Wissenschaft funktionieren. Zum Beispiel Conlon Nancarrow: Der amerikanische Komponist und Erfinder von höchstkomplexen, fast nur durch Maschinen spielbaren Klavierpartituren war überzeugter Kommunist, kämpfte im spanischen Bürgerkrieg und musste in den vierziger Jahren die USA ins mexikanische Exil verlassen. Sein „Zuhause“ wurde die internationale Musikavantgarde.

Der französische revolutionäre Realist Gustave Courbet, 1873 wegen der Verfolgung für seine Verwicklung in den Aufstand der Pariser Kommune ins Schweizer Exil gegangen, wurde mit Bildern des Genfer Sees zum eher angepassten Landschaftsmaler, ebenso wie 1941 Kurt Schwitters im britischen Internierungslager auf der Isle of Man traditionelle Bilder malte – starke Brüche zu…

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