Siegen
Die Wolke und die Wolken
Museum für Gegenwartskunst 04.09.2020–10.01.2021
von Annelie Pohlen
Dass es so aktuell werden könnte, war dann doch nicht voraussehbar. Der Blick auf Themenschwerpunkte aus dem breiten Spektrum künstlerischer Herangehensweisen benötigt langfristiger Planungen. Im gegebenen Fall hatte wahrscheinlich niemand im Museum für Gegenwartskunst in Siegen die Bedrohung durch einen um den Globus wandernden Virus vor Augen. Dass dessen in unsichtbaren Wolken geformte Omnipräsenz Landwirten, Gastronomen und Träumern beim freien Blick in die Wolken die Laune verdirbt, man würde es liebend gerne vergessen.
Im Museum für Gegenwart jedenfalls treibt der Virus nun auch ohne Einladung im Reigen künstlerischer Verdichtungen wissenschaftlicher Fakten, banaler wie tiefgründiger Fiktionen und letzter Nachwehen romantischer Träumereien über elementare Lebensgrundlagen sein subversives Spiel. Und das auf einem Feld, über das „die Wolke und die Wolken“ der Künste nicht erst heute prall gefüllt mit heiteren, schmerzlichen und verstörenden, vor allem aber nie beantworteten Fragen treiben.
Es ist sicher mehr als eine stilistische Frage, dass die singuläre Wolke im Titel noch vom unerschöpflichen Reichtum der vielen Wolken auf Platz zwei verwiesen wird. In ihrer Offenheit schweben die über Jahrhunderte von Bewohnern des Planeten Erde angereicherten Bilder und Erzählungen der um jedwede Begrenzung unbekümmerten flüchtigen Gebilde aus reinen Wassertropfen durch die Räume und trotzen bislang noch den gemeinhin der Ratio zugewiesenen, blanken Fakten mit einem unerschöpflichen Reichtum an transrationaler Imagination.
Eben jenen verleiht der zum Start aufspielende Sammel-Bildermacher Hans Peter Feldmann in der ihm eigenen kühlen, konzeptuellen Regie der „Wolken“, 2004, die Kitsch resistente Vibration, die im Ausstellungsparcours immer wieder nachhallt.
„Das Sammeln…
