IV. Interviews: Konzepte Kurator*Innen
Eine Eloge der Gegenerzählung
Ein Gespräch mit María Berríos, Renata Cervetto, Lisette Lagnado und Agustín Pérez Rubio zur 11. Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst und worin Sinn und Nutzen von Biennalen in Zukunft liegen könnten
von Heinz-Norbert Jocks
Die vor einem Jahr in langsamen Schritten gestartete 11. Berlin Biennale erkundet die zahlreichen Risse, die wir in uns tragen, die kleinen Furchen, die Menschen ebenso trennen wie verbinden. Das Kurator*innen-Team María Berríos, Renata Cervetto, Lisette Lagnado und Agustín Pérez Rubio versteht die Biennale als fortlaufenden Dialog mit der Stadt Berlin und ihren Menschen. Ein Großteil der eingeladenen, in Europa unbekannten Künstler stammen wie die Kuratoren aus Südamerika. Sie werfen einen fernen Blick auf Berlin und beleuchten die verborgenen Seiten der Stadt. Alles in allem geht es um die dialektische Verknüpfung des Kosmopolitischen mit dem Lokalen, und umgekehrt. Und als Antwort auf die Frage, worin der Sinn und Nutzen von Biennalen in Zukunft liegen kann.
Heinz-Norbert Jocks: Musstet ihr das Konzept der 11. Berlin Biennale im Hinblick auf die Pandemie ändern?
Renata Cervetto: Die Pandemie hatte keinen Einfluss auf unser Konzept, das wir schon im September 2019 in Berlin in unserem Raum bei ExRotaprint mit experience 1,2 und 3 begonnen haben.
Lisette Lagnado: Der konzeptuelle Rahmen begann mit Flávio de Carvalho, einem Künstler und Architekten des späten Modernismus in Brasilien und Leser psychoanalytischer, anthropologischer und ethnologischer Arbeiten. Es geht dort um die Frage, wie sich Massen im öffentlichen Raum konstituieren. Von ihm ausgehend, greifen wir bestimmte Themen von den…