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Ausstellungen: Berlin · von Claudia Wahjudi · S. 271 - 273
Ausstellungen: Berlin ,

Berlin
Harald Hauswald

Voll das Leben! Retrospektive
C / O Berlin 12.09.2020–23.01.2021

von Claudia Wahjudi

Mit einer Schau über das heutige Europa eröffnete der Europäische Monat der Fotografie Berlin Anfang Oktober 2020 in der Akademie der Künste am Brandenburger Tor, bestritten von Mitgliedern der Berliner Agentur Ostkreuz, unter ihnen Harald Hauswald, Mitbegründer der Agentur, Zeitgenosse, Gegenwartsfotograf. Hauswalds Einzelausstellung „Voll das Leben!“ dagegen, die ihm das Fotohaus C / O Berlin vier Kilometer weiter westlich ausrichtet, konzentriert sich auf die 1970er- bis 90er-Jahre. Die Retrospektive, kuratiert von Felix Hoffmann (C / O Berlin), der Ostkreuz-Mitbegründerin Ute Mahler und Projektmanagerin Laura Benz, zeigt rund 250 seiner Schwarzweiß-Aufnahmen aus der DDR und den frisch gegründeten neuen Bundesländern. Einmal mehr scheint das Werk eines Fotografen aus der DDR auf seinen zeitgeschichtlichen Wert festgeschrieben zu werden.

Doch im Fall des 1954 im sächsischen Radebeul geborenen Harald Hauswald hat die Historisierung einen triftigen Grund: Die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur fördert die Digitalisierung von 6.000 Einzelbildern aus seinem Archiv. Die Retrospektive ist eine Art Zwischenbericht. Aus dieser Konstellation erklärt sich auch die ungewöhnliche Präsentation: Hauswalds Fotografien sind zusammen mit Seiten aus seinen Stasi-Akten ausgestellt.

Kopien von Berichten hängen gleich im ersten Saal an der Wand; in Vitrinen liegen neben seinen Fotobüchern Zitate aus Einschätzungen seiner Arbeit. Kulturpolitiker und Stasi-Mitarbeiter monierten genau das, was die Qualität von Hauswalds Fotos ausmacht: die Melancholie der Leere, seine Sympathie für Außenseiter, der subversive Sinn für Alltagskomik. Mit rund 1.000 Seiten Spitzelberichten, die ab 1977 entstanden, soll kein anderer ostdeutscher Fotograf „derart kontinuierlich und umfangreich“ beobachtet…

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