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Ausstellungen: Berlin · von Ingo Arend · S. 317 - 318
Ausstellungen: Berlin , 2007

Ingo Arend
Bigert & Bergström

»Last Supper«
Künstlerhaus Bethanien, Berlin, 23.2. – 11.3.2007

Hühnchenfleisch mit Reis. Glaubt man der Website deadmaneating.com, dann war Saddam Hussein kein Gourmet. Der am 30. Dezember 2006 gehängte Ex-Diktator verlangte offenbar einfache Kost. Und das Glas in heißem Wasser aufgelösten Honig, das er dazu getrunken haben soll, sollte ihn angeblich an seine Kindheit erinnern. Ein Kreis wird sich für den gehenkten Henker trotz dieser Symbolik nicht geschlossen haben. Als es ans Sterben ging, wurde die Hinrichtung zu einer Machtdemonstration. Mitten in seinen letzten Gebeten wurde der verurteilte Sunnit von seinen schiitischen Wächtern vom Schemel gestoßen – ein nachgetragener Sieg über den schon zu Lebzeiten verhassten Mann. Ein Aufsehen erregender Amateurfilm dokumentierte den denkwürdigen Vorgang mit einer Handykamera. Von seiner letzten Mahlzeit dagegen sah man nichts.

Das Scheinbarmherzige des Instituts der Henkersmahlzeit ist ein wichtiger Aspekt des Videos Last Supper von Bigert&Bergström. In ihrer (zeitlich wie räumlich) aufwändigen Arbeit rekonstruieren die 1965 und 1962 geborenen Künstler Mats Bigert und Lars Bergström aus Schweden die Geschichte und Funktion dieses seltsamen Reliktes. Als Medium dieser Erkundung dient ihnen Brian Price. Rund zweihundert Mahlzeiten hat der ruhige, inzwischen pensionierte Mann mit dem nach hinten gebundenen Zopf in seiner Laufbahn als ehemaliger Koch im Todestrakt des Staatsgefängnisses von Huntsville, Texas zubereitet. Die Mahlzeit aus frittiertem Hühnchen und Zwiebelringen, die er vor der Kamera nachkocht, ist der rote Faden durch ein 58minütiges Video, dessen Material in vielen Ländern der Erde von den Philippinen bis Schweden entstand.

Wozu das Ganze? Die Arbeit von Bigerts&Bergström lässt sich…



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