Brasilien
Jonathas de Andrade
COM O CORAÇÃO SAINDO PELA BOCA / WITH THE HEART COMING OUT OF THE MOUTH
Kommissar: José Olympio da Veiga Pereira, Fundação Bienal de São Paulo Kurator: Jacopo Crivelli Visconti Ort: Giardini
Zum einen Ohr hinein und zum anderen wieder hinaus – diese Redensart fällt einem bei dem Brasilianischen Pavillon ein. Denn um den vorderen Eingang und hinteren Ausgang sind gigantische Ohren gebaut. Tatsächlich hat Jonathas de Andrade (1982) für seinen Beitrag idiomatische Ausdrücke gesammelt und in Objekte übersetzt. Bekannt wurde er mit seinem Video von jungen, attraktiven Fischern, die in einer liebevollen, fast sexuell konnotierten Art Fische halten, die allerdings im Todeskampf um Luft schnappen. Hier dagegen verfängt sich de Andrade im Spiel mit Sprache: „Beiße auf die Zunge“, „Kopf voller Wind“, „einen Knoten im Rachen“, „die Welt auf den Schultern tragen“ – manche Redewendungen sind auch im Deutschen bekannt, andere wie „Fuß in einer Jack-Frucht“ oder „brennendes Ohr“ klingen fremd. Wandtexte erklären die brasilianischen Wortbilder, die 1 : 1 in Objekte übersetzt sind.
Im Raum liegt ein Auge auf dem Boden, ein Mund beißt auf ein Messer, ein Gesicht ist Picasso-ähnlich zerlegt – „sich den Kopf zerbrechen bis man eine Lösung gefunden hat“ lautet die Auflösung dazu. Mitten im Raum bläst sich ab und an eine knallrote Stoffform so monströs auf, dass man kaum mehr weitergehen kann. Die Erklärung zu dem Idiom: „Er glaubt, er wäre die wichtigste Person auf der Welt, er hat den König im Bauch“ – die letzten drei Worte sind vorsichtshalber…