Jutta Schenk-Sorge
Byron Kim
Max Protetch, New York, 19.9. – 17.10.1992
Alle amerikanischen Schulkinder malen mit Crayola Wachskreiden, trotzdem gab es für den Hautton lange nur eine einzige Farbe, Rosa. Nach politischem Druck bietet man inzwischen “Multicultural Color for Flesh Tones” an, ein Set mit acht Farben von Aprikose bis Mahagoni. Kein anderes Merkmal stempelt den Menschen in den USA in solchem Maße ab und offenbart die sozialen und rassischen Konflikte so deutlich wie eben die Hautfarbe. Das gilt über den Schwarz-Weiß-Gegensatz hinaus auch für Latinos, Asian-Americans und Indianer. Letztere wollen jetzt das populäre Football Team der “Redskins” dazu zwingen, endlich seinen diskriminierenden Namen zu ändern. Wie tief die Fixierung auf die Hautfarbe sitzt, illustriert auch ein Film des farbigen Regisseurs Spike Lee, in dem er kritisch offenlegt, daß der “Helligkeitsgrad” selbst unter Schwarzen das soziale Prestige mit bestimmt. Gerade farbige Künstler wie Adrian Piper, Glenn Ligon oder Lorna Simpson versuchen durch ihre Arbeit vor allem, die stereotypen Vorurteile, die an die Hautfarbe gekoppelt sind, aufzubrechen. Obwohl die Bilder des 30jährigen New Yorkers Byron Kim vor dem gleichen gesellschaftlichen Hintergrund zu sehen sind, wählte er doch einen anderen Weg, wie seine erste Solo-Ausstellung jetzt deutlich macht. Kim, seinerseits koreanischer Abstammung, isoliert einen Aspekt, den zentralen, eben den Farbton der Haut, der in der sozialen Realität schon den ganzen Menschen definiert. Dementsprechend ordnet er über 200 Rechtecke, wie Fotos in College-Jahrbüchern, zu einer großen Tafel, wobei jedes Rechteck den individuellen Hautton einer bestimmten Person wiedergibt. Im Ergebnis ist die Vielfalt der Schattierungen verblüffend,…