DIRK SNAUWAERT
Das Andere des Kurators
HEINZ SCHÜTZ SPRACH MIT DEM LEITER DES KUNSTVEREINS MÜNCHEN
Dirk Snauwaert wurde 1963 geboren. Ehe er Leiter des Kunstvereins München wurde, arbeitete er als Kurator für Aktuelle Kunst bei der Société des Expositions du Palais des Beaux-Arts in Brüssel. 1996 startete er im Kunstverein München ein Ausstellungsprogramm, das fern jeder marktschreierischen Attitüde dezidiert Positionen innerhalb der aktuellen Kunst markiert, aber auch historische Arbeiten miteinbezieht. Im Gegensatz zum geschichtseliminierenden Retrokult läßt er dabei den Strang der Geschichte nicht abreißen, sondern er befragt ihn kritisch auf seine Bedeutung für die Gegenwart.
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H.S.: In den sechziger Jahren kursierte noch der durchaus prosaische Begriff “Ausstellungsmacher”. In den achtziger Jahren setzte sich dann der heute auratische Begriff “Kurator” durch. Inzwischen kommt es vor, daß der Name des Kurators größer auf einer Einladungskarte steht als die Namen der ausstellenden Künstler. Wie beurteilst Du den Aufstieg des Kurators? Wie definierst Du Deine eigene Rolle als Leiter des Münchner Kunstvereins?
D.S.: Die Einführung des Kurators ist meines Erachtens eine Konsequenz der Professionalisierung des Ausstellungsbetriebes. Dabei sollten wir allerdings den Unterschied ins Auge fassen zwischen Kunsthallen mit temporären Ausstellungen und Institutionen mit permanenten Ausstellungen. Im zweiten Fall ist es sinnvoller von “Direktor”, “künstlerischer Leiter” oder “Intendant” zu sprechen. Die programmatische und inhaltliche Arbeit beansprucht hier nur einen kleinen Bruchteil der Zeit. Es dominiert das Administrative und Bürokratische, wobei der künstlerische Leiter immer wieder als eine Art Stoßdämpfer zwischen Künstler und Institution, Bürokratie oder Geldgeber funktioniert. Ich halte die Einführung des Kurators für eine Konsequenz der Industrialisierung des…