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Gespräche mit Kunstvermittlern · von Marius Babias · S. 459 - 461
Gespräche mit Kunstvermittlern , 2000

Das Chamäleon des Millenniums

MARIUS BABIAS IM GESPRÄCH MIT BERND MILLA UND HEIKE MUNDER, GRÜNDER DER »HALLE_FÜR_KUNST« LÜNEBURG

Bernd Milla und Heike Munder gründeten als ehrgeiziges Kuratorenteam 1995 in Lüneburg den Kunstverein “halle_für_kunst”, der sich auf die aktuelle junge Kunst konzentriert und auf drei Ebenen operiert: Ausstellungen in jeweils wechselnden Orten, ein Vermittlungsprogramm mit Vorträgen und Video-Vorführungen sowie Auftritte im Internet (www.lueneburg.net/hfk). Aus der Not wurde eine Tugend gemacht. Über kein festes Ausstellungshaus und Budget verfügend, versteht sich der Kunstverein als flexible Plattform für unterschiedliche und jeweils sich neu verbündende Akteure des Kunstbetriebs. Am zuletzt größeren Ausstellungsprojekt “[re: songlines]” zum Themenfeld Kultur-Politik-Ökonomie, das von der Jürgen Ponto-Stiftung gefördert wurde, nahmen u.a. Nina Fischer & Maroan el Sani, Mathilde ter Heijne, Henrik Olesen, Silke Wagner teil. Organisatorische Flexibilität und Offenheit der künstlerischen Ansätze erzeugen aber möglicherweise an anderer Stelle ein Problem, in der Frage der Haltung. Aus den “vermittelnden Produzenten” (Munder) drohen Chamäleons der Kreativitätsideologie zu werden.

*

Marius Babias: Ihr habt beide Kulturwissenschaft in Lüneburg studiert. Woraus hat sich für euch die Notwendigkeit ergeben, einen Kunstverein zu gründen, der weder über einen festen Ort noch über ein gesichertes Budget verfügt?

Bernd Milla: Anfangs ging uns es darum, Ideen einen Rahmen zu geben. Das Modell “Verein” war zunächst einmal eine formale Lösung. Es hat eine verbindliche Form und gibt uns die Möglichkeit, eine Vielfalt von unterschiedlichen Projekten zu realisieren, die beispielsweise in einer Galerie nicht möglich gewesen wären. Ich denke da an unser Vortragsprogramm oder das Symposium “Tatort Kunstverein” im letzten Herbst. Natürlich bietet ein Kunstverein…

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