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Ausstellungen: Berlin · von Peter Funken · S. 354 - 356
Ausstellungen: Berlin , 2000

Peter Funken
»Dein Wille geschehe …«

Das Bild des Vaters in der zeitgenössischen Kunst
Haus am Waldsee, Berlin, 19.2. – 2.4.2000

Von der vaterlosen Gesellschaft ist die Rede, von der Kälte und dem Versagen der Vätergeneration: “Vater, Mutter, Kind”, so leicht geht das über die Lippen, aber diese Hierarchie stimmt schon längst nicht mehr, denn die Ökonomie von Gefühlen und Waren hat die klassischen Rollenverteilungen zermahlen, produziert unübersehbar neue und für viele Menschen ungewohnte Lebensformen.

Die Ausstellung “Dein Wille geschehe…” ist der abschließende Teil der Trilogie “Kind, Mutter, Vater” und wurde von Barbara Straka (Haus am Waldsee) und Matthias Winzen (für das Siemens Kulturprogramm) kuratiert. Das Gesamtprojekt, dem thematische Tagungen vorangingen, basiert auf einer Idee von Johannes Bilstein.

Die Vater-Geschichte lässt sich im Abendland bis zum christlichen Schöpfungsmythos zurückzuführen und im “Vater unser”, diesem wichtigsten Gebet der Christen, verkörpert der Vater die Allmacht, er vergibt Schuld und erlöst vom Bösen. Aber Väter können noch mehr – und dies vor allem macht die Ausstellung im “Haus am Waldsee” deutlich – nämlich Kinder erziehen, (be)lehren und strafen, Familien beherrschen und im Stich lassen, Gesellschaften liberal, verblasen oder autoritär führen.

Die Vaterrolle war eine mächtige Männerrolle, und doch galt biologisch wie juristisch: “Pater semper incertus” – “Der Vater ist immer unsicher”. Dies trifft auch heute ins Zentrum, denn Vaterschaft bedeutet gesellschaftlich betrachtet, zunehmende Unsicherheit.

Der Soziologe und Kriminologe Joachim Kersten hat konstatiert, dass gerade die Vätergeneration in Deutschland, die nach dem 2. Weltkrieg besiegt und ausgebrannt heimkehrte, in ihrer Sprachlosigkeit unfähig gewesen ist, der Nachkommenschaft positive emotionale Begriffe und…



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