GEORG BASELITZ
Mit Rauschenbergs Lachen durch Raum und Zeit
EIN GESPRÄCH VON HEINZ-NORBERT JOCKS
Was das Werk von Georg Baselitz, der 1938 im sächsischen Deutschbaselitz als Hans-Georg Kern zur Welt kam, mit Zeit zu tun hat, wo es doch nie und nimmer Zeit thematisiert, ja geradezu vermeidet, sie sichtbar werden zu lassen, ist eine berechtigte Frage. Gleichwohl hat man es mit einem Ringen um Bedeutung über den Tag hinaus zu tun, und das wiederum zeigt, dass Malen in seinem Fall nichts anderes als einen Versuch darstellt, “die Zeit totzuschlagen”. Davon redet denn auch Baselitz unaufhörlich in diesem Gespräch, aber auch darüber, was die Zeit mit ihm selbst macht und in welchem Verhältnis er zu ihr existenziell steht. Mit ihm sprach Heinz-Norbert Jocks auf Schloss Derneburg, einer besonderen Art Festung gegen die Zeit.
Die Furcht, in meiner Zeit zu sein
Heinz-Norbert Jocks: In welchem Verhältnis steht Kunst zur Zeit?
Georg Baselitz: In einem schwierigen. Bei der Frage denke ich immer an Zeitkunst oder Zeitgeist, und den fürchte ich. Es gibt zwar rückblickend interessante Ausstellungen wie Zeitgeist. Aber ob dort Zeitgeist wirklich als Geist auftauchte, bezweifle ich, weil ein Großteil der Künstler, die daran teilnahmen, immer noch, und zwar unabhängig von der Zeit, als Künstlerpersönlichkeiten arbeitet. Tauchen Kunst und Zeit im Zusammenhang auf, so fällt mir dazu stets die Identifizierbarkeit von Kunst als Zeiterscheinung ein. Dort, wo wir es mit einem Stil zu tun haben, deckt er unabhängig von einzelnen Künstlern eine Zeit ab, sagen wir mal die 20er, 30er, 40er oder 50er Jahre. Während ein Künstler…