KLAUS RINKE
Die Zeit ist wie Feuer
EIN GESPRÄCH VON HEINZ-NORBERT JOCKS
Klaus Rinke, 1939 in Wattenscheid geboren, ist ein Praktiker der Kunst. Ja, ein Akteur in der Zeit, der in den 60ern Performances abhielt, die in der Zeit stattfanden und diese im Raum auch thematisierten. Ein Wassermensch, der Wasser schöpfte und für den Wasser im fließenden Zustand eine erlebte Metapher der Zeit darstellt. Er schuf mit Bahnhofsuhren Zeitfelder und Zeitzonen und hat Raum und Zeit optisch definiert, Kunst und Natur, Bewegung und Ruhe nie als etwas Getrenntes betrachtet. Wenn er die Zeit erkundet, so nicht, ohne an die Zeitlosigkeit zu denken. Dass Uhren, die für ihn auch Sonne und Mond symbolisieren, “nicht zuletzt, weil sie es sind, nach denen sich von alters her die Zeit bemisst, für ihn Teil seines Lebens sind, verdeutlicht er bereits dadurch, dass er oft mit einem am Halsband befestigten Chronometer im Bahnhofsuhren-Design auftritt. Bahnhofsuhren, deren ruckartig sich bewegenden Zeiger die Zeit in Minutentakte zerlegen, sind wohl auch deshalb das Leitmotiv seiner Kunst, weil sie von Abfahrt und Ankunft künden. Alles in allem ist er ein Künstler, der, wie er sagt, ganz viel mit sich selbst gemacht hat. Mit ihm sprach Heinz-Norbert Jocks über das ganze Ausmaß seines gelebten Zeitsinns in seinem Kunstsinn.
Die Mathematik des Seins
Heinz-Norbert Jocks: Seit wann verfügen Sie überhaupt über ein Zeitbewusstsein? Und: Wie kamen Sie dazu, Zeit zu thematisieren?
Klaus Rinke: Künstler, die damit anfangen, zu arbeiten, wollen Gefühle und logische Erkenntnis zeitlos werden lassen und einfrieren, damit es für immer und ewig da…