Günter Metken
Die verlangsamte und die beschleunigte Zeit
Ein Gespräch von Heinz-Norbert Jocks
Der in Paris und München lebende Kritiker Günter Metken, geboren 1928, ist ein sich in den verschiedensten Medien auskennender Geist in pausenloser Bewegung. Ob er sich in den Bereich der Ethnologie begibt, weil er selbst gerne reist, ob er sich in die Weiten der Musik vertieft, weil er auf Hörabenteuer aus ist, ob er Künstler am Tatort aufsucht, weil ihn die Verbindung von Raum und Werk interessiert, oder ob er sich durch das Dickicht der Weltliteratur schlägt, weil ihm reines Sehen nie genügt: er ist aufgrund der Felder, auf denen er sich bewegt, wie kein anderer in der Lage, Querverbindungen zu ziehen, Differenzen ausfindig zu machen und Dinge zu sagen, auf die kein anderer auf so spannende Weise kommt. Sich auf ihn einzulassen, kommt dem Frager vor wie eine Reise ins Unbekannte der Zeit und ihren Manifestationen in den Künsten. In Paris sprach mit Günter Metken, der über Kunst, Musik und Reisen Bücher veröffentlichte, Heinz-Norbert Jocks.
Die Zeit der Kulturen
Heinz-Norbert Jocks: An Ethnologie interessiert, reisen Sie, wie ich weiß, viel. Deshalb meine Frage: Bringt das Bereisen anderer Kulturen mit sich, dass man auch deren anderen Zeitsinn kennen lernt?
Günter Metken: Ja, das ist eines der Hauptanliegen der Reisen. Jede Kultur hat einen anderen Zeitbegriff. Kaum in Afrika, merkt man schon, wie die Zeit sich verdichtet, verdickt und verlangsamt. Es gab jetzt ein schönes Beispiel: Der Fernsehsender Arte hat Filmbeiträge zum Jahr 2000 angefordert. Unter den Angesprochenen war auch ein Afrikaner, der…