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Gespräche mit Künstlern · von Heinz Schütz · S. 286 - 295
Gespräche mit Künstlern , 1999

Vito Acconci
Die Bedeutung von »Öffentlichkeit«

EIN GESPRÄCH VON HEINZ SCHÜTZ

Die Arbeiten von Vito Acconci durchzieht wie ein roter Faden die Frage nach der Bedeutung von “Öffentlichkeit”. Anfang der siebziger Jahre verdinglichte er in radikalen Performances den eigenen Körper, um in immer neuen Anläufen das Verhältnis von Privatheit und Öffentlichkeit zu reflektieren und zu unterminieren. Mit einer ganzen Reihe von performativen Arbeiten begab sich Acconci in den Stadtraum von New York. Im “Following Piece” etwa folgte er Passanten so lange, bis diese in einem privaten Raum verschwanden. – Der Künstler eliminierte im Akt der Verfolgung sein eigenes subjektives Wollen und unterwarf es den Bewegungen des Verfolgten, gleichzeitig blitzte im Akt der Verfolgung etwas auf von Überwachung und damit von Eindringen-in-die-Privatsphäre, und dies obwohl sich der Passant öffentlich bewegte. – In “Seedbed” baute Acconci in die Galerie Sonnabend eine schräge Rampe ein, auf der die Galeriebesucher umhergingen, während der unsichtbare Künstler privat und öffentlich zugleich unter der Rampe masturbierte. Seine erotischen Fantasien, in die Acconci die Besucher aufgrund der Schritte, die er über sich hörte, miteinbezog, teilte er über Lautsprecher mit. Im “Room Piece” deponierte Acconci Möbel und Hausrat aus seiner Wohnung im Ausstellungsraum der Gain Ground Gallery. Da er die deponierten Gegenstände weiterhin benutzte, pendelte er mit den öffentlichen Verkehrsmitteln für die Dauer der Ausstellung zwischen Wohnung und Galerie hin und her.

Die meist audiovisuellen Installationen, die Mitte der siebziger Jahre entstehen, thematisieren das Verhältnis von Körper und Macht, von Innen- und Außenraum. Dabei erzeugt Acconci Räume, in die der Betrachter nicht…


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