JEAN-FRANÇOIS CHEVRIER
DIE FOTOGRAFIE IN AKTION
EIN GESPRÄCH MIT HEINZ-NORBERT JOCKS
Jean-François Chevrier, Kunsthistoriker, geboren 1954 in Lyon, Verfasser des Buches “Proust und die Photographie”, gründete nach seinem Besuch der Ecole normale supérieure die Revue Photographie für den französischen Kulturminister und unterrichtete Kunstgeschichte an der Ecole Nationale Supérieure des Beaux-Arts in Paris. Er ist Kurator zahlreicher Ausstellungen wie “Une autre objectivité” in Paris, “Photo Kunst” in Stuttgart, Walker Evans und Dan Graham in Rotterdam, New York und Marseille. Zudem gehörte er dem Kreis der Berater von Catherine David anlässlich der X Documenta an. Mit ihm sprach in Paris Heinz-Norbert Jocks über seine Wege zur und seine Sorge um die Fotografie, sowie über das Ästhetische und das Politische dieses Bildmediums.
H.-N.J.: Sie wollten, ehe ich das Tonband einschaltete, wissen, wen ich zuletzt interviewte! Luc Delahaye.
J.-F.C.: Luc ist einer der begabtesten Fotojournalisten unserer Tage mit Sinn für den richtigen Augenblick. Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich seine Bilder zum ersten Mal sah. Sie stachen unter den Arbeiten anderer Fotojournalisten deutlich hervor. In bester Kenntnis der Grenzen des Genres setzt er distanziertere Verfahren ein. Außerdem hat er sich ein wenig mit der Fotografie der heute so erfolgreichen Becher-Schule befasst. Unter den Bildern, die ich inzwischen von ihm habe, sind einige einfach wunderbar. Eins seiner Panoramabilder, das er mir zeigte, ehe er es in New York ausstellte, repräsentiert das internationale Tribunal in Den Haag. Es zeigt den Saal mit dem dort sitzenden, auf die Richter wartenden Milosevic. Die Wirklichkeit des Tribunals wird dort auf eine…