vorheriger
Artikel
nächster
Artikel
Titel: Der Gebrauch der Fotografie II · von Heinz-Norbert Jocks · S. 56 - 69
Titel: Der Gebrauch der Fotografie II , 2004

PAUL VIRILIO
DIE KAMERA ALS WAFFE UND DAS ENDE DER FOTOGRAFIE

EIN GESPRÄCH MIT HEINZ-NORBERT JOCKS

Paul Virilios Interesse an allen Aspekten des Krieges, also auch daran, Bunker zu fotografieren, hat einen existentiellen Hintergrund. Sein Vater, ein italienischer Kommunist und Antifaschist, war vor Mussolini nach Frankreich, dem Land seiner Frau geflohen. 1932 geboren, erlebte Paul Virilio in Nantes, wie die Gestapo willkürlich “Häuser durchsuchte und zur Einschüchterung ihrer Bewohner eine große Anzahl von Franzosen erschoss”, nachdem der Stadtkommandant von Nantes als Symbol der Kollaboration mit den Nazis von der Résistance ermordet worden war. Dieses Erlebnis sowie “die Zerstörung von Nantes durch die amerikanischen Luftangriffe, später, nach dem Krieg, die jahrelange Erkundigung der Bunkerlandschaft an der Atlantikküste”, erzählt er einmal, hätten ihn “die Bedeutung der Architektur gelehrt”. Darüber gelangte er nicht nur zum Studium der Kriegstechnologie, sondern auch zu einer speziellen Wahrnehmung der Fotografie sowie zu seiner Bunker-Archäologie, der das Centre Pompidou vor Jahren eine Ausstellung widmete. Lange Zeit war Virilio, der in Maurice Merleau-Ponty seinen Lehrmeister fand, Leiter der einst von den Saint-Simonisten gegründeten Ecole spéciale d`Architecture. Von sich hat der hellwache Querdenker und Christ einmal gesagt, “ein intellektueller, nicht rationaler Bastler” zu sein. Mit ihm unterhielt sich in Paris Heinz-Norbert Jocks über das Ende der Fotografie.

Heinz-Norbert Jocks: Warum lieben die Menschen das Fotografieren?

Paul Virilio: Die Menschen, das ist ein weites Feld. Ich weiß nicht so recht. Für mich ging es erst einmal um die Bestimmung eines Ortes. Da kann ich auf meine Fotos zurückkommen und von mir reden. Wie Sie wissen,…


Kostenfrei anmelden und weiterlesen:

  • 3 Artikel aus dem Archiv und regelmäßig viele weitere Artikel kostenfrei lesen
  • Den KUNSTFORUM-Newsletter erhalten: Artikelempfehlungen, wöchentlichen Kunstnachrichten, besonderen Angeboten uvm, jederzeit abbestellbar
  • Exklusive Merklisten-Funktion nutzen
  • dauerhaft kostenfrei

von Heinz-Norbert Jocks

Weitere Artikel dieses/r Autors*in