WILHELM SCHÜRMANN
OHNE SILBERBLICK
EIN GESPRÄCH VON MIT HEINZ-NORBERT JOCKS
Wilhelm Schürmann, der nach seinem Chemiestudium zusammen mit Rudolf Kicken eine Foto-Galerie in Aachen gründete, begann 1972 mit dem Sammeln von Fotografie, parallel zu seiner eigenen Arbeit als Fotograf. Inzwischen hat er sich zwar nicht von der Fotografie verabschiedet, wohl aber seine Sammlertätigkeit auf den Bereich der Bildenden Kunst ausgeweitet. Einen Einblick in den Kosmos seines Blicks auf Kunst und Fotografie gewährt das K21 in Düsseldorf, das Teile seiner Sammlung als Leihgaben gewinnen konnte. Seit 1981 Professor für Fotografie in Aachen, zeigte er in verschiedenen Museen seine Exponate unter Titel wie Room Enough. Dirty Data, Temporary Translations, Das Ende der Avantgarde – Kunst als Dienstleistung, Someone else with my fingerprints, Superman in Bed, Prophets of Boom, Mouth Open Teeth Showing oder, wie zuletzt, Gibt´s Mich Wirklich.
Heinz-Norbert Jocks: Was ist für Sie die ungeklärteste Frage in der Fotografie?
Wilhelm Schürmann.: Na, ich hoffe die wesentlichen Fragen werden nie geklärt, sondern bleiben als Fragen offen. Zum Beispiel: Was macht eine Fotografie gegenwartstauglich, unabhängig von ihrem Entstehungsdatum. Unabhängig vom Zeitgeist. Unabhängig von individuellen Vorlieben. Unabhängig vom Medium. Was kann eine Fotografie noch sichtbar machen? Was ist das interessantere Original? Das Buch oder die Zeitschrift, für die viele der besten Bilder überhaupt fotografiert wurden, oder der Ausstellungsprint mit marktrelevanter Auflage? Diese Fragen werden noch aktueller, da auch die Printmedien zunehmend von Bildschirmmedien abgelöst werden. In diesem Zusammenhang wollte ich vor Jahren für mich einmal klären, was eigentlich einen Vintage-Print auszeichnet. Die Definition, wonach das eben ein Abzug…