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Titel: Skulptur-Projekte Münster 07 · von Annelie Pohlen · S. 336 - 339
Titel: Skulptur-Projekte Münster 07 , 2007

Skulptur-Projekte Münster 07

Die Stadt, die Bühne und die Kunst – oder Münster für lustvoll irritierte Flaneure

von Annelie Pohlen

Theodor Heuss habe Münster als schönste Stadt Deutschlands bezeichnet. Seit 2004 darf sich Münster „lebenswerteste Stadt der Welt“ nennen. Den seit 1997 vom Internationalen Verein der Gartenbaumeister im Auftrag des Umweltprogramms der UNO verliehenen Titel erhält jedes Jahr eine andere Stadt. Sei’s drum, einmal lebenswerteste Stadt, immer lebenswerteste Stadt. Und dann ist da noch Ricarda Huchs Statement vom „schönsten Freilichtsaal der Welt“. Was auf den Prinzipalmarkt zielte, lässt sich problemlos auf die ganze Stadt ausweiten, jedenfalls auf die Teile, die für die ortsansässige Touristenwerbung von Nutzen sind.

Indes, im schönen Münster ist eigentlich alles falsch. 1945 ist die Innenstadt zu 92 Prozent zerstört. Zum Neuanfang setzt man auf Rekonstruktion. Wäre ‚modern’ ein Begriff auf der Zeitschiene, also identisch mit dem jeweils neuesten Trend, Münster wäre eine der modernsten Städte der Welt, streiten sich doch Stadtplaner um nichts lieber als um die Ausstattung mit Rekonstruktionen der – wann auch immer – zerstörten historischen Bauwerke, um die schreckliche Moderne endlich vergessen zu machen. Der Flächen deckenden Rekonstruktion entgeht in Münster nur das Theater. 1956 gilt sein Neubau vor Ort als wahres Ärgernis, ganz so wie 1977 die Skulptur Projekte, die als Versuchslabor die Revitalisierung aus einer anderen kulturellen Perspektive starten. 2007 sind auch sie aus der Sicht der Stadtpolitiker da angekommen, wo sie Kultur am liebsten sehen und wovon die vielfach geschmähten Avantgarden gesellschaftsrelevanter Kunst wohl eher nicht geträumt haben: Im globalen Marketing der Wirtschafts- und…

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