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Ausstellungen: Berlin · von Claudia Wahjudi · S. 228 - 229
Ausstellungen: Berlin , 2004

CLAUDIA WAHJUDI
Fiona Tan – “Akte 1”

Akademie der Künste, Berlin, 19.12.2003 – 15.2.2004

Die Überraschung ist gelungen. Nicht “Countenance”, Fiona Tans prominente Serie mit schwarzweißen Filmporträts von 220 Berlinern, macht in der hauptstädtischen Akademie den Auftakt, sondern “Saint Sebastian”, eine Videoinstallation in leuchtenden Farben, die Tan für die Yokohama-Triennale 2001 schuf. Sie zeigt junge Frauen in einem Tempel von Kyoto, die den Beginn ihrer Volljährigkeit mit dem Initiationsritus des Bogenschießens feiern. In bunten Kimonos, das Haar aus dem Nacken gebunden, spannen sie den Bogen, legen an, sammeln sich und lassen die Pfeile aus dem Bild schnellen. Ob sie treffen, bleibt unsichtbar: “Saint Sebastian” kennt keinen Start und kein Ziel.

So speziell die Arbeit wirken mag, sie eignet sich hervorragend fürs Entrée. Exemplarisch führt sie in Themen und Methoden der 1966 geborenen Künstlerin ein – und damit auch in den konzentrierten Ausschnitt aus Tans letzten sechs Arbeitsjahren, mit dem der Deutsche Akademische Austauschdienst und die Stiftung de Pont den ehemaligen Gast des Berliner DAAD-Künstlerprogramms vorstellen. “Saint Sebastian” demonstriert, dass Perspektive relativ ist. Hat Tan den Blick aufs Fremde in früheren Arbeiten als Resultat kolonialer Sicht dargestellt, schaut sie nun als Touristin selbst auf ein exotisch Anderes. Allerdings auf zweierlei Art. Die eine Seite der Videoleinwand zeigt die Bogenschützinnen von hinten und lenkt die Aufmerksamkeit auf soziale Merkmale wie Kleidung oder Haltung. Die andere Seite aber präsentiert die beherrschten Gesichter, in denen ein Blinzeln, das Zucken eines Mundwinkels Individualität ahnen lassen. Konträre Sounds unterstützen den Effekt: dort dunkles Publikumsgemurmel, hier ein helles Zwitschern. Tans…


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