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Ausstellungen: Frankfurt / Main · von Christian Huther · S. 306 - 307
Ausstellungen: Frankfurt / Main , 2016

Georg Baselitz
Die Helden

Städel
30.06. – 23.10.2016
von Christian Huther

Kämpfer sehen anders aus, sie gehen mit erhobenen Augen vom Schlachtfeld. Diese Figuren aber stehen erstarrt da, tragen zerrissene Uniformen und haben Wunden oder Narben am Körper. Es sind gebrochene Helden, die symbolisch für die Zeit nach 1945 stehen. Freilich war Georg Baselitz damals noch ein Kind. Erst als 27-Jähriger, zwischen 1965/1966, malte er diese kruden Typen. Immerhin tragen sie Titel wie Rebell, Partisan, Hirte, Held, neuer Typ oder Maler. Die Titel künden folglich vom Aufruhr oder vom Beginn einer neuen Zeit.

In einem „explosiven Schaffensrausch“, so Kurator Max Hollein, schuf Georg Baselitz innerhalb eines Jahres exakt 60 Gemälde, 130 Zeichnungen und 38 Druckgrafiken. Diese Bilder schätzt Hollein als „Schlüsselwerk der deutschen Malerei der 60er-Jahre“. Bisher waren sie nur vereinzelt ausgestellt. Nun ist der wichtigste Teil dieser ganzfigurigen Darstellungen, mehr als 40 Gemälde und 30 Zeichnungen, im Frankfurter Städel zu sehen, später auch in Stockholm, Rom und Bilbao.

Die Schau zeigt also Baselitz vor Baselitz. Sie ist (ungewollt) ein Abschiedsgeschenk an die Stadt geworden, in der Max Hollein 15 Jahre lang gewirkt hat, als Direktor der Schirn Kunsthalle, des Städelmuseums und des Liebieghauses. Seit Juni leitet er in San Fransisco die Fine Arts Museums, betreut aber noch als Gastkurator die Baselitz-Ausstellung. Ein schöner Ausklang, zumal Baselitz bei der Auswahl mitgewirkt hat. Hollein fasziniert die „Helden“-Serie, da sie „einerseits ein brisanter Kommentar zur Zeitgeschichte, andererseits eine radikale Dokumentation eines Erwachsenwerdens ist. Nicht zuletzt bezeichnet die Serie genau den Wendepunkt, an dem Baselitz zum…



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von Christian Huther

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