Roy Lichtenstein
interviewt von Armine Haase
A. H.: Herr Lichtenstein, hat sich der intellektuelle Ausgangspunkt bei Ihren Arbeiten der letzten zehn Jahre geändert, verglichen mit der geistigen Basis der Kunst, die Sie in den sechziger Jahren berühmt machte, die Pop-Art?
R. L.: Ich glaube, daß auch meine neuen Arbeiten ihre Wurzeln in der Kunst der frühen sechziger Jahre haben. Vielleicht machen sie einen ernsthafteren Eindruck, weil ihr Ausgangspunkt nicht mehr Comics sind. Ich arbeite eigentlich genauso wie früher, nur die Thematik hat sich geändert; darum sehen die Bilder dann auch anders aus.
A. H.: War Pop-Art für Sie eine Möglichkeit, einfach zu zeigen, wie die (Konsum-) Welt aussieht, also nur festzustellen: Das ist unser Alltag? Oder hatte sie einen ironischen Akzent?
R. L.: Wir haben damals immer behauptet, die Bilder seien völlig neutral. Aber das glaube ich eigentlich nicht. Es war komplizierter: Einerseits zeigen die Bilder, wie die Umgebung eben aussieht. Andererseits wollten sie aber sehr wohl auch eine Kritik an ihr sein. Ich persönlich glaube nicht, daß Pop-Art eine Feier des Alltags war, eine “hommage” an den Konsum. Es gibt da so eine Ambivalenz – die Bilder zeigen die Wirklichkeit, so wie sie ist; aber das kann durchaus auch als Kritik gewertet werden.
A. H.: Wenn Sie mit Ihren neueren Bildern nicht mehr Themen des Alltags aufgreifen, sondern Motive der Kunst, bedeutet das: Sie entfernen sich von der äußeren Wirklichkeit und ziehen sich auf innere Reflexionen zurück?
A. H.: Die Arbeiten der siebziger Jahre sind ja keine von mir gemalte Reproduktionen von Picassos oder de Koonings….