Friedemann Hahn: Realismus der Unwirklichkeit
Galerie v. Loeper, Hamburg1) 10.3.-10.5.82
Alle Versuche Hahn einzuordnen, mündeten irgendwo im “Realismus”. Aber ihm fehlt die Anklage der übersteigerten Wirklichkeitsdarstellung der jüngeren Realisten, zu denen man ihn mit seinen 31 Jahren wohl rechnen müßte. Gleichermaßen fremd ist ihm die sichtbare Präzision der Fotorealisten. Auch wenn er seine Vorlagen in Standfotos sucht und diese mit Hilfe des Episkops auf die Leinwand bannt, überläßt er sich danach doch mehr dem freien Malen. Mit dem Pinsel und der Farbe baut er aus dem Grundlagengerüst das Bild einer Szene. Nicht Menschen im wirklichen Leben sind sein Thema, sondern Filmschauspieler in einer Filmszene. Hier bietet ihm der alte Hollywoodfilm ein unerschöpfliches Reservoir: Jane Mansfield, Marlene Dietrich, Clark Gable und immer wieder Humphrey Bogart.
Er, der vom Klischee des Helden abweicht, der fast so etwas wie ein Antiheld geworden ist, weil er selten siegte. Wer konnte Niederlagen und Verluste mit solch gekonnter Lässigkeit hinnehmen wie er? In jüngster Zeit hat sich Härtung mit diesem Identifikationsobjekt Bogart auseinandergesetzt (in seinem Roman ‘Hubert oder die Rückkehr nach Casablanca’). Ich sage “Objekt”, weil das Subjekt ‘Bogart’ in diesem Zusammenhang völlig uninteressant ist. Der Mythos hängt an einer Kunstfigur, die sich im Gedächtnis des Kinobesuchers aus vielen Filmszenen zusammensetzt. So zeigt ihn auch Hahn mit hochgeschlagenem Mantelkragen, Hut und Zigarette.
Selbst wenn Hahn einen Menschen aus dem Leben selbst zur Darstellung auswählt, malt er ihn, wie z.B. den Mafioso Salvatore Giuliano, in Heldenpose, in der sich jener selbst gesehen und damit in Szene gesetzt hat.
In den Grafitzeichnungen auf…