F.E. Walther: Werkzeichnungen
Museum Haus Lange/Krefeld; Galerie Klein/Bonn
Da das sinnliche Erleben des Kunstwerkes Vorrang vor der Herausforderung intellektueller Fähigkeiten gewinnt, erzielt die Betrachtung von F.E. Walthers Werkzeichnungen, die zwischen 1968 und der Mitte der 70er Jahre den 1. Werksatz gewissermaßen als Tagebuchnotizen begleiteten, erhöhte Aufmerksamkeit. Im Museum Haus Lange sind sie in enger Zusammenarbeit mit dem Künstler um Fotos von Handlungen mit den Objekten gruppiert. In der Galerie Klein findet sich eine kleinere, hier und da auch nur einzelne Blätter vorstellende Auswahl ohne den optischen Bezug zum Objekt. Die Werkzeichnungen, Vor-, Auf- und Fortnotierung physischer, psychischer und spiritueller Erfahrungen im Umgang mit den Objekten, können indes auch als Beleg dafür gelten, daß Walthers Angebot zum Erleben der umfassenden Energien des menschlichen Individuums als Alleinseiendes im Raum wie auch in der Kommunikation mit anderen beileibe nicht auf der intellektuellen Ebene alleine stattfand und -findet. In der Zartheit dieser im Erlebnisprozeß entstehenden Zeichnungen, im Miteinander und Gegeneinander von Linien und Flächen als Zeichen gezielter und ausschweifender Energieströme klärt sich die Bedeutung der Objekte des 1. Werksatzes als Werkzeuge eines zwar disziplinierten, aber umfassenden humanen Energiestromes, eines Stromes, in den intellektuelle Impulse einfließen wie intuitive und nicht zuletzt anarchisch verströmende.
Die Werkzeichnungen sind Niederschriften eines fortschreitenden künstlerischen Klärungsprozesses. Es bleibt zu hoffen, daß sie auch zur Klärung der gegenwärtig in Regalen ruhenden Objekte im Bewußtsein des Publikums dienen – und nicht einzig zur Ersatzbefriedigung eines nurmehr über die Sinne erreichbaren Bewußtseins. (Krefeld 14.2.-18.4.; Bonn 15.3.-30.4.; 1981 Werkzeichnungen in der Produzentengalerie, Hamburg)
Annelie Pohlen