Caston Chaissac
Galerie Heike Curtze/Düsseldorf
Dubuffet war dem Werk des gelernten Schuhmachers Gaston Chaissac seit ihrer ersten Begegnung auf dem Salon des Indépendants zugetan. Gaston Chaissacs manisches Herumexperimentieren mit den Exkursionen der ungehemmten Fantasie, das Aufsaugen von Graffiti, Bild-nereien der Primitiven, seine Neigung, alles an Fundstücken und Resten in seine Arbeit zu integrieren, traf in den Nerv intellektueller und künstlerischer Erneuerung seiner Zeit. Die Verwandtschaft ist den Arbeiten, die von der Galerie Curtze vorgestellt werden, leichtens abzulesen. Doch, was namentlich Dubuffet zu einem gezielten Akt künstlerischen Aufbruchs in die Zonen des ursprünglichen Bewußtseins diente, strömte bei Chaissac aus der weniger reflektierten, denn allenfalls ironisch kommentierten Phantasie eines Kindes, das sein Erwachsensein schon ob der vielen schmerzlichen Erfahrungen nicht leugnen konnte. Malend, zeichnend, montierend, schreibend hat sich der 1910 geborene Handwerkersohn gegen seine Umwelt zur Wehr gesetzt; so nur hat er existiert, wiewohl er im materiellen Sinne von seiner Kunst nie leben konnte.
Die Fantasien strömten exzessiv und wuchsen sich aus zu menschlichen Figuren und Gesichtern. Ihre Existenz verzeichnet ihre Herkunft aus abenteuerlichen Reisen in den Urzustand von Bildern als rituelle Masken wie ihre Begegnung mit den grinsenden Fratzen der Gegenwart. Sie setzen sich zusammen wie zu Gebirgen geschichtete Flächen, die durch die Kontur ebenso wie durch die Farbe klar voneinander abgesetzt sind oder zerstreuen sich in graffitiähnlichen Zeichen. Die Farben sind intensiv, ohne zu explodieren. In den Collagen sind es hier und da vorgefundene Tapetenmuster, die das Bemalen mit dem Pinsel ersetzen. Vagabundierende Fantasien mittels wacher Ironie vor dem Absturz ins Urselige bewahrt….