Dieter Krieg
Ha.Jo. Müller/Köln
Früh sein, ist gut. Zu früh sein, ist schlecht. Als Dieter Krieg 1978 mit seinen exzessiv über mehrere Papierbahnen greifenden und zugleich ‘verletzten’ Bildern auftrat, da fühlte sich die Kritik brüskiert. Noch Baselitz hatte dann auf der nächsten Biennale mit dem Erschrecken zu kämpfen. Nun haben die jungen Maler die älteren längst überrollt – und an manchen Rand des Interesses gedrängt. Krieg, nicht eben der beste Werber für sich selbst, hat weiter gemalt – und das konsequent. Beileibe keine anarchische Malerei des “wenn nichts mehr geht”, dann malen wir trotzdem weiter. Kriegs Malerei hat manchen Wandel im äußeren Anschein durchgemacht, nicht in der Frage nach der ‘Überführung’ eines kaum abzusichernden Befundes der Außenwelt in eine diesem entronnene Malerei. Die aber ist am Ende nicht möglich, weil die Verletzungen des Alltags in die Bilder eingehen müssen. Kriegs neue Arbeiten (Acryl auf Leinwand oder Nessel, Gouachen auf Papier) bei Ha.Jo. Müller legen den Zwiespalt offen. Das macht sie in den besten Beispielen überzeugend. Die exzessive Geste des Malers wird eingeholt durch die Entscheidung zur Konzentration, zur Verdichtung purer Malerei auf die Erschaffung des Gegenstandes. Dieser – rätselhafte Anspielung auf den verletzten menschlichen Körper (geheimnisvolles Gesicht) aber auch ein monumentaler perspektivisch zur Ellipse verzogener Ring in der Art eines Fahrradschlauches oder ein frühlingshaft blühender Ast – greift nie Wurzeln, bleibt in der Schwebe dem exzessiven Untergrund entrückt oder aber aus dessen Tiefen herauslugend, immer flüchtig. Eindruck einer vorläufigen Existenz oder einer Existenz des Vorläufigen?
Jürgen Morschel definierte Kriegs Malerei im Biennale-Buch als…