Wandbilder
Wandschmuck
Wie die Historiker der Graffiti ihre Betrachtungen gern bei den Höhlenbildern von Lascaux, spätestens abe mit den Kritzeleien von Pompeji einsetzen lassen, greifen jene des Wandbildes gern auf Fresken und Graffiti zurück, mit denen die Wand zum Bildträger gemacht wurde. Was im ersten Fall als Hinweis auf die Kontinuität einer einfachen Geste zutreffen mag, ist im Fall des Wandbildes fragwürdig, denn kaum etwas hat sich in der Baugeschichte so stetig verändert wie die Einschätzung der Wand als elementarem Bestandteil der Baukunst. Sorgte bereits die Gotik durch die Auflösung der Wand für eine erste Krise des Wandbildes, so hat die Skelettbauweise der modernen Architekturebenfalls zum Verschwinden der Wand beigetragen, weil sie ihre Bauwerke auf die statisch nötigen Skelette reduzierte und die Zwischenräume mit Glas und standardisierten Füllseln versah, die den Eindruck einer zusammenhängenden, durch Aussparungen gegliederten aber nicht zergliederten Fläche, eben den einer Wand, gar nicht mehr aufkommen ließen. Wer allerdings daraus auf ein Verschwinden des Wandbildes schließt, übersieht, daß in der Wohnhaus-Architektur durchaus noch Versatzstücke der Wandbild-Kultur überlebt haben. Auf Einfamilien-Häusern aus eigener Initiativeangebracht und im Siedlungs-Bau als Bildprogramme angelegt, haben Bambis und Reiher, Landschaften und verstümmelte Genre-Szenen ihren Platz auf der Wandbehauptet. Wer die einschlägige Foto-Sammlung von Michael Weisser durchmustert, entdeckt ein Themenrepertoire, das die merkwürdigsten ikonografischen Perspektiven eröffnet. Da sind Stadthäuser mit idyllischen Naturszenen geschmückt, mit Rehen und Reihern, und Sonne, Mond und Sterne strahlen auf Landschaften nieder, in denen nahezu alles vorkommt, nur keine Siedlungshäuser und Städte. Daneben galt ein Hauptaugenmerk dieses Bildprogramms der Familie, die als…