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Ausstellungen: Innsbruck · von Stephan Maier · S. 336 - 337
Ausstellungen: Innsbruck , 2011

Stephan Maier
Gregor Schneider

Sterberaum
Kunstraum Innsbruck, 19.11.2011 – 28.1.2012

Aber er hatte ihn doch schon gebaut! Als Gregor Schneider 2008 bekannt gab, einem wirklich wahren Menschen einen Raum zum Sterben zur Verfügung zu stellen oder eben dieses „Gehäuse“ als Leichenschauraum für einen gerade Verstorbenen zu nutzen, rauschte es gewaltig im regenbogenfarbenen Blätterwald. Auch im Dickicht diverser Internetforen und artverwandter Stammtischrunden sorgte die bloße Ankündigung für gehörige Turbulenzen, die letztlich in Morddrohungen gegen den Künstler gipfelten.

Selbst die obersten Verantwortungsträger in Sachen Gewissen und Ehre einer Kulturnation fühlten sich bemüßigt, etwas zum Thema des veröffentlichten Sterbens zum Besten zu geben, sich wortreich darüber zu äußern, wie weit ein bedenkenlos entgrenzter Kunstbegriff heute eigentlich reichen darf. Etwas, mit Verlaub, schlecht beraten argumentierte der Künstler, als er im Kielwasser der Hysterie um die Scham- und Schonungslosigkeiten in den Containerlagern von „Big Brother“ am öffentlich ausgetragenen Sterben der britischen Kurzzeitberühmtheit Jade Goody Anteil nahm.

Aber wie eingangs bereits erwähnt: Der „Sterberaum“ war 2008 längst gebaut, stand abhol- und ausstellungsbereit in der Fabrikhalle Schneider in Rheydt, doch kein Außenstehender hatte ihn je zu Gesicht bekommen, als sich der Disput auf dem unsicheren Terrain des Unbesehen-Ungesehenen entspann.

Fast selbstredend wagte es kein Museumsdirektor oder Kunstvereinsleiter, den vorab umstrittenen Raum zu Zeiten des medialen Overkills zu zeigen. Jetzt, da sich die Wogen von Empörung und Entrüstung in der Tabuzone Tod gelegt haben, ist er erstmals und, so möchte man sagen, endlich zur allgemeinen Besichtigung und einer wertneutralen Diskussion freigegeben.

„Toter Raum Rheydt 2005-2007“ (Werktitel) erfüllt als Raum im Raum, als bildhauerische Setzung…



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