LORRAINE WALSH:
»Hang zur Naturwissenschaft«
Wo in New York lebst du?
In Brooklyn, wo ich auch mein Atelier habe, und zwar in dem nicht so dicht besiedelten Industriegebiet, namens Gowanos. Nun arbeite ich mit einer ganzen Reihe unterschiedlicher Medien und in letzter Zeit vor allem mit unterschiedlicher Computer-Software. Und das, um meine Ideen und Formen zu realisieren, darunter auch digitale Drucke, aus denen ich Collagen und Gemälde mache. Außerdem drehe ich auch digitale Videos, und mich interessieren auch Installationen.
Mehr über deine Formen und Ideen, bitte?
Wenn ich z.B. mit Insekten, Käfern und vor allem mit Ameisen arbeite, so deshalb, weil diese in Unmengen auftretenden Tiere eine chaotische Gruppe darstellen, die zu einem einzigen hochentwickelten Organismus mutiert. Aus diesem Haufen bildet sich eine Struktur von erstaunlicher Komplexität. Der Ameisenhaufen oder die unterirdischen Gänge von Insekten sind wie Rhizome, von denen Gilles Deleuze spricht. Alles in allem erprobe ich, wenn ich arbeite, unterschiedliche Ideen, und eine davon, die mich reizt, zielt darauf, wie wir andere Menschen, Landschaften, Ideen oder Worte nehmen. Mir dienen Insekten oft als Ausgangspunkt, darüber reflektierend, was es heißt, etwas zu numerieren und zu klassifizieren. Wir schaffen dabei Welten, die der Realität gar nicht adäquat sind. Auf die Welt als konstruierte zu verweisen, reizt mich, und dabei benutze ich Insekten als Metapher für die Zivilisation und Gesellschaft im Allgemeinen aber auch für New York im Besonderen.
Kannst du das ein bißchen konkretisieren. Wie gehst du vor?
Weshalb ich was tue, ist oft nicht erklärbar, aber ich bin ziemlich neugierig und habe Lust am Erkunden….
