Frankfurt am Main
Hannah Ryggen / Lee Krasner
Gewebte Manifeste
Schirn Kunsthalle Frankfurt 26.09.2019 –12.01.2020
Schirn Kunsthalle Frankfurt 11.10.2019 –12.01.2020
von Susanne Boecker
Von Frauen geschaffene Kunst spielt im männlich dominierten Kunstbetrieb traditionell eine untergeordnete Rolle. Von der Kritik und vom Markt unterbewertet, ist sie auch in Ausstellungen und Museen unterrepräsentiert. Zwar werden die herrschenden (Miss-)Verhältnisse schon seit Jahrzehnten kritisiert, doch erst jetzt scheint sich wirklich etwas zu ändern. Immer mehr Künstlerinnen werden (wieder-)entdeckt und neu bewertet. In dieser Hinsicht könnte das Jahr 2019 als „Turning Point“ in die Kunstgeschichte eingehen. Spektakulär eingeläutet wurde es von der radikalen Entscheidung der Tate Britain, in ihrer Sektion zeitgenössischer Kunst für mindestens ein Jahr nur Werke von Frauen zu zeigen. In Frankfurt haben jetzt mit Lee Krasner (1908 – 1984) und Hannah Ryggen (1894 – 1970) gleich zwei lange übersehene Künstlerinnen ihren großen Auftritt.
Um die Rezeptionsgeschichte von Lee Krasner nachzuvollziehen, reicht ein Blick ins Kunstforum-Archiv. Unter dem Stichwort „Lee Krasner“ erscheinen sechs Einträge: vier zu „Künstlerpaaren“, zwei zu Jackson Pollock. Über Jahrzehnte hinweg wurde Krasner auf ihre Rolle als „Ehefrau von“ reduziert und stand im Schatten ihres bereits 1956 verstorbenen Mannes. Krasners lakonischer Kommentar dazu: „Ich habe vor Pollock, während Pollock, nach Pollock gemalt.“ Was sie mit diesem Statement meinte, macht ihre erste Retrospektive nach mehr als 50 Jahren in Europa mehr als deutlich. Fast 100 Gemälde, Collagen und Zeichnungen aus allen Schaffensphasen zeigen, wie unbeirrbar, radikal, lebendig und unabhängig diese Künstlerin gearbeitet hat.
Lee Krasner war aktives Mitglied der Organisation American Abstract Artists (AAA), die sich für…