Kaari Upson
Ich vertraue meinen Instinkten
Ein Gespräch von Michael Stoeber
Wieder einmal hat der von Kathleen Rahn geleitete Kunstverein Hannover mit der ersten institutionellen Einzelausstellung von Kaari Upson in Deutschland einen Coup gelandet. Die US-amerikanische Künstlerin, 1972 im kalifornischen San Bernardino geboren, wird im Kunstbetrieb als hot ticket gehandelt. Sie war in diesem Herbst auch noch in der Kunsthalle Basel und auf der Biennale in Venedig zu sehen. In ihrem Werk betreibt Upson die Kunst der Selbsterforschung. Dabei geht es ihr nicht um narzisstische Selbstbespiegelung, sondern die Introspektion der Künstlerin vollzieht sich in kathartischer Absicht. Im Idealfall bannt sie in diesem Prozess nicht nur eigene Dämonen, sondern auch die des Betrachters.
Der diagnostische Blick, den sie dabei entwickelt hat, erinnert an Sigmund Freud, der ein Meister darin war, hinter dem Vertrauten das Unheimliche aufzudecken. Um sich selbst und anderen auf die Spur zu kommen, arbeitet Kaari Upson in ganz unterschiedlichen künstlerischen Medien: Zeichnungen, Malerei, Skulpturen, Installationen und Filme. Das kann man in der sehenswerten Ausstellung im Kunstverein Hannover gut nachvollziehen, die grosso modo Werke Upsons aus den letzten zehn Jahren versammelt. Dabei stehen die Filme im Zentrum von „Door, Open, Shut“, so der bipolare Titel der Schau. Michael Stoeber sprach mit der Künstlerin über die Quellen ihrer Kunst.
Michael Stoeber: Ihre Ausstellung in Hannover eröffnete mit dem Objekt „Toxic Titties“, mit weiblichen Brüsten, von denen es heißt, sie seien vergiftet und die auch so aussehen. Nun ist die Brust der Mutter das Organ, das uns alle nährt, wenn wir zur…