Stefanie Gutheil
Nach all dem Badabum gewinnen seit ein paar Jahren die Dinge und Figuren wieder mehr an Bedeutung
Ein Gespräch mit Sven Drühl
Die Berliner Künstlerin Stefanie Gutheil, die Mitte der 2000er Jahre an der UdK bei Karl Horst Hödicke (einem der Wegbereiter der Neuen Wilden) studierte, hat seit vielen Jahren ihren ganz eigenen Stil jenseits aller Trends entwickelt. Ihre neoexpressiven, figurativen, meist übervollen Gemälde haben einen kräftigen Strich und einen ziemlich rohen Duktus. Manche sind verspielt, manche brachial, stets pendeln sie zwischen Bad Painting- und Comic-Style. Die Bilder sind bunt, humorvoll und grotesk, sie spielen mit surrealen Elementen und zahlreichen Versatzstücken und spiegeln das Ringen um Identität in einer brüchigen Gesellschaft.
Sven Drühl: Deine Bilder der letzten 10 Jahre zeigen eine große Entwicklung im Malerischen wie auch vom Inhalt her. Stets geht es um ein Wesen, das quasi fremd ist in der Welt. Es gibt die übervollen Wimmelbilder, die Grotesken, die Mischwesen in den Dschungelbildern. Hat dieses Sich-Fremd-Fühlen etwas mit Deiner Person zu tun?
Stefanie Gutheil: Ich komme aus einer katholischen Kleinstadt, aus der Provinz der 1980er – 1990er-Jahre, am Bodensee. Dort ist es wunderschön und sehr idyllisch, doch hatte ich da immer dieses bedrückende Gefühl. Ja, eine Art des Fremdfühlens, so Alien-mäßig. Das Gefühl, anders zu sein. Das lag damals besonders daran, dass ich als Lesbe in einem Dorf aufgewachsen bin. Wobei den Begriff Lesbe kannte ich bis dahin eher als Schimpfwort und Transgender gab es zumindest meines Wissens noch gar nicht. Ich wusste nicht, was ich bin,…