Bad Homburg
Illusion Natur
Digitale Welten
Museum Sinclair-Haus 10.11.2019 – 02.02.2020
von Isa Bickmann
Eine der wenigen Künstlerinnen, die schon Ende der sechziger Jahre den Computer zur Variation des Zufalls nutzte und als Pionierin der Computerkunst gilt, ist Vera Molnár. Ihre Arbeiten stehen am Anfang der Ausstellung im Museum Sinclair-Haus. Das Bad Homburger Haus hat sich von jeher auf Motive aus dem Komplex „Natur, Kreatur und Schöpfung“ fokussiert und widmet sich nun computergenerierten Annäherungen an das Thema Natur: Pflanzenund Landschaftsmotive werden manipuliert, kopiert und nachgeahmt oder über Algorithmen generiert. Die Mehrheit der zwölf ausgestellten künstlerischen Positionen, darunter sind vier Künstlerduos, entstammen einer überwiegend zwischen 1957 und 1969 geborenen Generation.
Die inzwischen 95-jährige Molnár ist mit Abstand die Älteste der vorgestellten Künstler und Künstlerinnen. Sie nahm die Umrisslinie der Montagne Sainte-Victoire, jenes Berges, den Paul Cézanne wieder und wieder darstellte, und programmierte einen Algorithmus, mit dessen Hilfe der Laserdrucker Blatt um Blatt der Werkserie zunehmend mit Linien füllte. Cézannes Suche nach Äquivalenten, abgeleitet von seinem Begriff der „réalisation“, der das Sehen und die Reflexion des Gesehenen meint, ähnelt dem Naturtransfer durch den Abstraktionsvorgang des mit Daten gefütterten Computers. Eine quasi analoge Form der Umsetzung der Berglinie praktiziert Molnár mit einer Wandinstallation aus zwei Wollfäden. Somit findet ihre Übertragung des Cézanneschen Motivs über die digitale Zwischenebene in zwei Richtungen statt: den Ausdruck und die haptische Linie.
Arno Beck, geboren 1985 und damit jüngster Ausstellender nimmt ein im Netz gefundenes Bergmotiv und versieht es mit einer Wolke, die als Detail aus den Super-Mario-Spielen erkannt werden kann. Bis hierhin…